Der Zaun muss wieder weg
BVV missbilligt Maßnahme zum Badeverbot am Halensee
Pünktlich zum Start der Badesaison hat der Bezirk den Sprung ins kühle Nass des Halensees von der Wiese des Friendthal-Parks aus verhindert – mit einem Metallzaun zum Schutz des Schilfsgürtels. Anwohner und Badegäste protestierten, folgerichtig beschäftigte sich die BVV mit der Geschichte.
Seit 20 Jahren ist die Wasserqualität des Halensees nicht unbedingt zum Baden geeignet. Messreihen weisen regelmäßig überhöhte Werte bezüglich der Kolibakterien-Konzentration auf, derzeit besteht Badeverbot. Dazu – so sieht es laut Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Grüne) die Schutzgebietsverordnung des Landes vor – soll der Schilfgürtel am Ufer aufgeforstet werden, um die Wasserqualität zu verbessern. Der Baustadtrat ließ entlang des Ufers also einen Zaun ziehen und ein Schild aufstellen: "Uferschutzzone". Die Nutzer der Wiese verstehen weder den Zaun noch das Badeverbot – zumal im Strandbad am Ufer gegenüber gebadet werden darf.
„Auf der Halensee-Wiese spielt sich im Moment eine Provokation durch das Bezirksamt ab, die man als Unverschämtheit bezeichnen muss. Unverschämt gegenüber der BVV, die nicht informiert worden ist, und unverschämt gegenüber den Bürgern, die dort ihre Freizeit verbringen“, polterte der SPD-Verordnete Martin Burth. So einfach sei es nicht, entgegnete Schruoffeneger: „Seit 1999 gibt es die Auseinandersetzung um die Forderung der EU für Strafzahlungen, weil wir dort das Baden zulassen, obwohl Grenzwerte überschritten werden.“ Eine eingebaute Reinigungsanlage habe zumindest im Freibadbereich für bessere Werte gesorgt. „Das heißt nicht, dass die prima sind.“ Über ausgespülte Fäkalienbehälter von Bussen und Lkw auf dem Avus-Parkplatz flössen Kolibakterien in den Halensee. „Das andere Problem sind die Einleitungen aus Grundstücken der Umgebung. Wir wissen das von einem Grundstück, sind uns aber sicher, dass es nicht das einzige ist“, so der Baustadtrat. Weil das eher ein Zufallstreffer war, beteilige sich der Bezirk nun an einem Bundesmodellversuch des Kompetenzzentrums Wasser, um den Ursachen der schlechten Wasserqualität auf den Grund zu gehen. Geht es nach dem Willen der BVV, muss der Zaun trotzdem innerhalb von 14 Tagen weg. Das Gremium stimmte mit breiter Mehrheit für den Antrag der SPD-Fraktion. Schruoffeneger sagte, er werde zwar einen Zugang schaffen, der Zaun werde aber bleiben. Und auch das Badeverbot bliebe vorerst bestehen.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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