Ein Dachs besucht die Fledermäuse: Neues Diorama im Keller der Zitadelle eingeweiht
Der Fledermauskeller auf der Zitadelle hat eine neue Attraktion: Ein Diorama zeigt die Pflanzen- und Tierwelt, die sich rund um die Festung und darin tummelt.
Spandauer fühlen sich im Keller des Hauses vier der Zitadelle noch wohler als bisher. Vor dem Hintergrund von Rathausturm und Nikolaikirche sind die Besucher der Festung zu sehen, die auf vier Beinen oder auch geflügelt daherkommen, wie zum Beispiel Dachse oder Graureiher.
Geschaffen hat dieses tierische Spandau Volker Waldschmidt, gelernter Dekorateur und Mitglied des Berliner Artenschutz Teams (BAT), des Vereins, der den Fledermauskeller auf der Zitadelle betreibt. Besucher des Spandauer Volkstheater Varianta kennen Waldschmidt zudem als Techniker, Bühnenbildner und Schauspieler.
Mit dem Diorama hat Waldschmidt jetzt eine Bühne geschaffen, auf der (künstliche) Tiere in ihrem natürlichen Umfeld betrachtet werden können, ohne dass die Betrachter die lebenden Vertreter über Gebühr stören. Das ist auch die Funktion des Fledermauskellers: Hier leben 150 Tiere vor allem exotischer Herkunft, weil sie leichter zu halten sind als die einheimischen Tiere, und weil der Besuch im Keller der Neigung entgegenwirkt, auch die geschützten Quartiere der Fledermäuse auf der Zitadelle heimzusuchen.
Wie viele frei lebende Fledermäuse die Zitadelle bevölkern, ist dabei schwer zu sagen. Immerhin gibt es eine belastbare Zahl: „Rund 10.000 Tiere haben irgendwie mit der Zitadelle zu tun“, sagt der BAT-Vorsitzende Jörg Harder. Das betrifft die Fledermäuse, die beringt wurden, und deren Aufenthaltsorte und Wege rekonstruiert werden können. Zugleich heißt das nicht, dass sich diese Tiere dauerhaft auf der Zitadelle aufhalten.
Was sich in letzter Zeit auch feststellen lässt: „Die Fledermäuse werden leichter“, erfahren Harder und seine Mitstreiter, wenn sie verletzte oder auf Abwege in Wohnungen gekommene Tiere vermessen. Sie schließen daraus, dass die Insekten weniger werden, von denen sich die Fledermäuse ernähren.
Fledermäuse bereits in den 1930ern beringt
Der für rund 7000 Euro ausgebaute Diorama-Raum wird künftig auch Schul- und Kitagruppen mit der heimischen Tierwelt vertraut machen. Es werden jetzt Handzettel entwickelt, auf denen es Informationen dazu gibt. So wird der Fledermauskeller zu einem außerschulischen Lernort, der mit dem aktuellen Jahreswechsel auch ein wissenschaftliches Jubiläum feiern kann: Im Winter 1932/1933 hat der Naturforscher Martin Eisentraut erstmals auf der Zitadelle Fledermäuse der Art „Großes Mausrohr“ beringt. Diese Arbeit war auch deswegen ungewöhnlich, weil sich der Forscher auf militärisch genutztem Terrain bewegte.
Für Kulturstadtrat Gerhard Hanke (CDU) ist das BAT-Engagement ein wichtiger Beitrag von Ehrenamtlichen, die Zitadelle attraktiv zu machen und zugleich sinnvolle Naturschutzarbeit zu leisten.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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