Jubiläumsstück von Varianta: Erinnerung an Wolfgang Nusches Lebenswerk
Spandau. Berliner Mutterwitz ist noch bis in den Mai hinein zu hören beim Spandauer Volkstheater Varianta. Das Stück „Det darf doch wohl nich’ wahr sein – Fuffzich Jahre Hinterhof“ feiert ein halbes Jahrhundert Existenz dieser Bühne.
Eigentlich kommt Sonya Martin nicht in Frage für Berliner oder sogar speziellen Spandauer Patriotismus. Die Tänzerin, Sängerin, Choreographin und Regisseurin stammt aus Stuttgart, also einer Region, deren Bewohner nicht erst seit der Gentrifizierung des Prenzlauer Bergs nicht unbedingt die Sympathien der Berliner Ureinwohner auf sich ziehen. Und doch fühlt sich Martin, die zuletzt in einer längeren Folge beim Hamburger Musical „Sister Act“ auf einer großen Bühne stand, dem Spandauer Eigengewächs verbunden.
Seit 2008 gastierte sie immer mal wieder an der Havel, inzwischen leitet sie das Privattheater, das nach Anfängen in einer Gaststätte die durchaus Theateratmosphäre ausstrahlende Aula des Kant-Gymnasiums an der Carl-Schurz-Straße 59 bespielt. Und das Stück zum 50-jährigen Bestehen von Varianta stammt auch aus ihrer Feder.
Das Stück erzählt witzig von Spandauer Geschichte, aber auch vom Versuch, die Berliner Schnauze bühnentauglich zu machen. Während das im Fernsehen mit Serien wie den „Drei Damen vom Grill“, „Praxis Bülowbogen“ oder „Liebling Kreuzberg“ legendär gut gegangen ist, hält auf der Bühne eigentlich nur das Varianta die Fahne des Berlinerischen hoch.
Das Stück ist zudem eine Hommage an Wolfgang und Margit Nusche, die 1965 Varianta in einer Gaststätte begründeten. Damals war die erfolgreiche Geschichte noch nicht zu ahnen, was im Stück Sonya Martin selbst als Hellseherin übernimmt. Nusche, gelernter Schlosser und Schauspielschüler aus Lichtenberg, war einen Tag vor dem Mauerbau am 13. August 1961 zufällig bei seiner damaligen Verlobten in Reinickendorf geblieben. Nach einer Zeit als Gemüseverkäufer, Kellerentrümpler und Möbelvertreter fand er den Weg wieder auf die Bühne. Und Varianta würdigte seinen Ursprung: Den Ehren-Julius, quasi der Varianta-Theaterpreis, nahm Margit Nusche stellvertretend für ihren erkrankten Mann entgegen.
Gespielt wird das Jubiläumsstück noch bis zum 7. Mai (auch Ostersonntag, 27. März um 15 Uhr) freitags und sonnabends um 20 Uhr, Sonntag um 15 Uhr. Karten kosten 22 Euro, ermäßigt 16 Euro. Vorbestellung unter 333 43 73 oder info@theatervarianta.de. CS
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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