Familie bekommt keine Hilfe, weil Elterngeldstelle zu ist
"Das ist eine absolute Frechheit"
Was passiert, wenn die Elterngeldstelle einen Monat lang zumacht, zeigt der Fall der Familie Fabian aus Haselhorst. Die jungen Eltern müssen wochenlang auf das Elterngeld warten, ohne irgendeinen Bescheid oder eine Information.
Die kleine Nele macht das Familienglück perfekt. Zum dritten Mal sind Jana und Marcel Fabian im Januar Eltern geworden. Eigentlich wollten sich die beiden nach der Geburt ausschließlich Gedanken über Windeln und die richtige Nahrung machen. Doch ihre größte Sorge war über Wochen das ausbleibende Elterngeld. Nicht für ihre neugeborene Tochter, sondern für ihren Sohn Bela, der jetzt ein Jahr alt ist. Denn mit dem neuen Kind wollten die Fabians die beantragte Elternzeit für ihren Zweitgeborenen ändern lassen.
Als Bela zur Welt kommt, geht Jana Fabian von Januar bis Dezember 2018 in Elternzeit. Ihr Mann nimmt sich die Auszeit zeitgleich für den Januar 2018 und dann noch einmal für Januar 2019. Danach wollen die Finanzbuchalterin und der Produktionsfacharbeiter wieder arbeiten gehen. So ist es damals abgesprochen, beantragt und das Elterngeld für diesen Zeitraum auch genehmigt. So weit, so gut. Als das Paar dann aber mittendrin von der neuerlichen Schwangerschaft erfährt, ändert sich die Lebenssituation. „Wir beschlossen, dass ich länger in Elternzeit gehe und den Februar noch dazu für Bela beantrage“, sagt Marcel Fabian. Seine Frau will wegen der neugeborenen Tochter sowieso zu Hause bleiben. Und das Elterngeld können Paare in den ersten 14 Lebensmonaten ihres Kindes beanspruchen.
Im Februar bleibt unerwartet das Elterngeld aus
Also erkundigen sich die Fabians rechtzeitig in der Elterngeldstelle des Jugendamtes Spandau, was sie an Unterlagen nachreichen müssen. Das sind vor allem zwei wichtige Bescheinigungen: Der Arbeitgeber muss bestätigen, dass Jana Fabian die Elternzeit wegen des Mutterschutzes vorzeitig beendet. Und der Arbeitgeber von Marcel Fabian soll quittieren, dass er wiederum die Elternzeit für seinen Sohn erweitert. Als sie Anfang November 2018 alle Unterlagen abgeben, fehlt nur die Bescheinigung von Marcel Fabians Chef. „Die haben wir aber am 5. Dezember nachgereicht und dafür auch eine Eingangsbestätigung bekommen“, sagt Marcel Fabian. Also wartet das Ehepaar. Weihnachten streicht vorüber, und Nele wird geboren. Im Februar bleibt dann unerwartet das Elterngeld für Bela aus. „Das kommt normalerweise immer Anfang des Monats“, sagt Jana Fabian. Erkundigen können sich die Eltern nicht, denn in der Elterngeldstelle fallen den gesamten Februar über die Sprechstunden aus. Und nicht nur das. Eine Notfallnummer gibt es auch nicht.
Die Fabians sitzen buchstäblich auf dem Trockenen. Sie schreiben eine E-Mail. Keine Antwort. Verärgert macht sich Marcel Fabian schließlich auf ins Jugendamt an der Klosterstraße. „Der Pförtner telefonierte dann hoch, weil ich mich nicht abwimmeln ließ. So erfuhr ich wenigstens, dass die Zahlung gestoppt wurde, weil die eine Bescheinigung fehlte. Die hatten wir da aber schon längst hingeschickt.“ Wieder zu Hause schreiben die beiden eine weitere Mail. Aber auch darauf erhalten sie keine Rückmeldung. Das Ehepaar ist inzwischen richtig sauer. Mit etwas Glück bekommt der Vater über die zentrale Rufnummer des Jugendamtes die Telefonnummer von der Leitung der Elterngeldstelle heraus. „Dort habe ich drei Tage lang alle zehn Minuten angerufen. Niemand ging ans Telefon. Das ist eine absolute Frechheit“, sagt Marcel Fabian.
"Man hätte nur auf einen Knopf drücken müssen"
Inzwischen ist der 11. Februar ran. Wieder rufen die beiden die zentrale Nummer an. „Wir haben dann erklärt, dass wir eine Fürsorgepflicht unserem Kind gegenüber haben, der wir ohne Elterngeld aber nicht nachkommen können“, erzählt Jana Fabian. Am 15. Februar meldet sich dann ein Sachbearbeiter zurück. „Unser Antrag auf erweiterte Elternzeit wurde offenbar als nicht vollständig gewertet. Das hat das Ganze verzögert. Dabei hätte man nach dem Eingang der noch fehlenden Bescheinigung vom Arbeitgeber meines Mannes einfach nur auf den Knopf drücken müssen. Unser Elterngeld für Bela war ja längst berechnet.“ Am 20. Februar ist das Geld schließlich auf dem Konto.
Verstimmt sind die Fabians aber trotzdem noch. „Wir haben ein Recht auf das Elterngeld“, sagt Marcel Fabian. „Wir als Eltern sind allen Fristen nachgekommen, da kann es nicht sein, dass wir ignoriert werden und keinen Ansprechpartner haben, wenn wir Hilfe brauchen. Für mich ist das Schikane.“ Seine Frau sieht das genauso. „Wir haben das fehlende Elterngeld finanziell abfedern können. Aber was ist mit den Familien, die das nicht können, die das Geld sofort brauchen“, fragt Jana Fabian. Schließlich würden die Kosten wie Miete oder Strom weiterlaufen. „Nicht umsonst ist das Elterngeld ja dafür da, das fehlende Einkommen aufzufangen, wenn sich Eltern nach der Geburt entscheiden, ihre Arbeit für die Kinderbetreuung zu unterbrechen.“ Für ihre Tochter Nele haben die Fabians Mitte Februar alle Unterlagen fürs Elterngeld abgegeben. Beim Pförtner des Jugendamtes. Ohne eine Eingangsbestätigung zu bekommen, trotz der hochsensiblen Daten über Gehälter, Konten und Arbeitgeber.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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