Eine schlummernde Schönheit
Die Wohnungsbaugenossenschaft Grüne Mitte hat ein Theater gebaut
Wer die "Grüne Bühne" in der Luckenwalder Straße 5 das erste Mal betritt, der wird seinen Augen kaum trauen. Für einen Moment gerät in Vergessenheit, dass man sich inmitten von Wohnblöcken in Hellersdorf befindet.
Das Theater ist ein kompletter Neubau zwischen zwei sechsgeschossigen Wohnblocks. Es ist modern im Rokoko-Stil eingerichtet und voller besonderer Details.
Angefangen bei einem goldenen Eingangsbereich mit schwarzen Marmorsteinen und Lampen an der Wand, die einen Vogelschwarm darstellen. Dann folgt der Theaterraum mit roten Wänden aus Stoff, beeindruckenden Bildern und einer Tapete mit Motiven des italienischen Modeunternehmens Versace sowie handgemachten Deckenleuchten aus Kristall und Blattgold.
Überall ein wenig Gold und Marmor – ein bisschen wie im Varieté-Wintergarten. Im Theater befindet sich außerdem ein Café, das im französischen Stil eingerichtet ist.
Bei einer Fläche von 444 Quadratmetern bietet die "Grüne Bühne" Platz für 199 Besucher. Die Wohnungsgenossenschaft Grüne Mitte hat sie selbst finanziert. Die Kosten liegen laut dem Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Grüne Mitte, Andrej Eckhardt, bei „ein paar Millionen Euro“.
Nach ihrem Selbstverständnis ist die Genossenschaft für mehr zuständig als für preisgünstige Wohnungen, wie es der Vorstand formuliert. Sie habe es sich auch zur Aufgabe gemacht, den 270 000 Menschen in Marzahn-Hellersdorf ein kulturelles Angebot zu unterbreiten. Zumal das Kulturangebot in Hellersdorf reichhaltiger sein könnte. Es gebe zu wenige kulturelle Standorte wie das Freizeitforum Marzahn und das Kino "Kiste". Der Wunsch nach kulturellen Angeboten sei aber stark vorhanden, ist Eckhardt überzeugt. Seit 2019 wurde daher das Theater, oder besser die Showbühne, wie er betont, erbaut. Sie ist seit sechs Monaten fertig und wartet auf einen Betreiber.
"Hier wollen wir hochwertige Kunst sehen", sagt Eckhardt. Aber auf keinen Fall nur Sprechtheater, sondern auch unter anderem Lesungen, Kinoabende, Konzerte und Feuershows. Als "eine vielfältige, bunte Landschaft" beschreibt er seine Vorstellung vom Programm der Bühne. Dabei soll für jede Zielgruppe etwas dabei sein.
Wie geht es weiter mit dem Schmuckstück?
Seit anderthalb Jahren wird nun schon nach einem Betreiber gesucht. Die Suche danach aber gestaltet sich schwieriger, als es der Vorstand gedacht hat. Unterstützung durch das Bezirksamt erhält die Genossenschaft dabei nicht. Die Corona-Krise hat zudem dazu geführt, dass neue Projekte mit mehr Vorsicht und Skepsis angegangen werden.
Dies erschwere die Suche, erklärt Eckhardt, der Hunderte potenzielle Betreiber angeschrieben hat, doch bisher noch ohne erfolgreichen Vertragsabschluss. So bleibt das Theater erst einmal geschlossen. Derzeit finden aber Gespräche mit Interessenten statt, sodass die Bühne bald aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden könnte.
Sollte kein Betreiber gefunden werden, will die Genossenschaft das Theater mit angeschlossenem Café selbst betreiben. So besteht zumindest die Hoffnung, dass sich der Vorhang der „Grünen Bühne" noch in diesem Jahr hebt.
Autor:Chantal Müller aus Neu-Hohenschönhausen |
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