Das Ziel ist die Bundesliga
Der Athletik-Club Berlin baut das erste weibliche Kricket-Team Berlins auf

Adam Page, Habibullah Safi, Madhvi Tiwari (hier mit ihrem Sohn Aadvik) und Hannah Page bauen Berlins erste Frauenmannschaft im Kricket auf. Trainiert wird in der Sporthalle in der Carola-Neher-Straße. | Foto: Philipp Hartmann
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Mit Kricket dürften in Deutschland nur die wenigsten Menschen etwas anfangen können. Zu unbekannt ist der Sport bei uns. Das ändere sich jedoch gerade, meint Adam Page (54). Der gebürtige Engländer, der seit 30 Jahren in Deutschland lebt, beobachtet eine Entwicklung. Seit in den vergangenen Jahren viele Geflüchtete die Sportart aus ihrer Heimat mitbrachten, wachse die Begeisterung hierzulande.

Der Hellersdorfer Athletik-Club Berlin zeigte sich bereits 2016 aufgeschlossen für Kricket, das weltweit die beliebteste Sportart nach Fußball ist. Damals gründete der Verein extra eine eigene Abteilung, initiiert von Habibullah Safi aus Afghanistan und Sajid Khan aus Pakistan, wo Kricket Nationalsport ist. Die Männer-Mannschaft, gebildet durch die Bewohner von Gemeinschaftsunterkünften wie in der Maxie-Wander-Straße, spielt seitdem in der Regionalliga Ost (2. Bundesliga). Trainiert und gespielt wird auf dem Maifeld am Olympiastadion, weil es sonst keine Spielflächen für Kricket in Berlin gibt. In der Carola-Neher-Straße in Hellersdorf fand sich aber 2017 eine geeignete Brachfläche zum Üben. Das Unkraut wurde entfernt, der Rasen gemäht und ein Teppich für ein improvisiertes Spielfeld verlegt. An der Verwandlung in eine Sportfläche waren Nachbarn und Künstler beteiligt, unter ihnen auch Adam Page vom Kreuzberger Kunstverein „nGbK“ (neue Gesellschaft für bildende Kunst).

Page, der in seiner Heimat England bereits als Jugendlicher Kricket gespielt hat, lernte dabei die Geflüchteten kennen und unterstützte sie fortan bei ihrem Engagement für den Sport. Neben Habibullah Safi ist er inzwischen auch offiziell Kricket-Trainer, seitdem er vom DCB (Deutscher Cricket Bund) ein entsprechendes Zertifikat erhalten hat. Im August dieses Jahres kamen sie gemeinsam auf die Idee, nach der Männer- auch eine weibliche Kricket-Mannschaft aufzubauen. Denn bereits zuvor hatten beim Training der Männer immer wieder Mädchen und Frauen mitgemacht. „Kricket ist die am schnellsten wachsende Sportart in Deutschland und braucht mehr Sichtbarkeit in der Stadt“, sagt Adam Page. „Es kann nicht sein, dass Berlin als Sportmetropole keine Frauenmannschaft hat. Das müssen wir jetzt anpacken.“ In vielen anderen Städten wie Dresden, Hamburg oder München gibt es Frauenteams, in der Hauptstadt aber noch nicht. Noch stehen die Bemühungen ganz am Anfang, aber Page erklärt bereits jetzt: „Unser Ziel ist, mit dem Team in die Bundesliga zu kommen.“

Dabei helfen soll seine 17-jährige Tochter Hannah und sich vor allem um das geplante Mädchenteam für die Acht- bis 16-Jährigen kümmern. Die Frauenmannschaft wiederum wird von Habibullah Safi trainiert. Mit dabei ist auch Madhvi Tiwari aus Indien. Mit dem Team „Munich Women’s Cricket“ wurde sie 2017 und 2018 Deutscher Meister. Jeden Sonnabend von 14 bis 17 Uhr wird in der Sporthalle in der Carola-Neher-Straße 51 trainiert. Die Schnupperstunde ist kostenlos. Wer danach weitermachen und Teil eines der beiden weiblichen Teams werden möchte, sollte Vereinsmitglied werden. Elf bis 15 Personen bräuchte es für eine komplette Mannschaft. Bisher kommen noch nicht so viele zu den Trainingseinheiten. Mit größerer Bekanntheit werde sich das jedoch ändern, hofft Adam Page. Die Geflüchteten hätten dem Sport hier einen großen Schub gegeben. Jetzt gelte es, regelmäßig ein professionelles Training anzubieten und einen Sponsor zu finden, der nicht nur den Sport, sondern auch die Arbeit mit den Geflüchteten unterstützen möchte. „Wir müssen jetzt sehen, dass wir dranbleiben“, betont er. Im kommenden Jahr soll der Spielbetrieb aufgenommen werden. Das bezirkliche Sportamt hat signalisiert, einen guten Übungsplatz mit Netz auf einer Freifläche neben der Sporthalle bauen zu wollen.

Adam Page ist selbst schon immer von Kricket fasziniert gewesen, weil es kein Kontaktsport ist, in dem nur die körperliche Leistung zählt. Auch die mentale Leistung ist wichtig. Es geht viel um Taktik. Je nach Wetter und Boden reagiert der geworfene Ball anders. Darauf müssen sich die Spieler immer wieder neu einstellen. Das Team, welches die Bedingungen am besten ausnutzt, gewinnt. Und noch einen weiteren Vorteil gibt es laut Page: „Mädchen und Jungen können sehr gut zusammenspielen.“

Mehr Informationen zur Frauenmannschaft gibt es bei Adam Page unter 0173/200 96 08.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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