Für ein lebenswerteres Nahariyaviertel
Quartiersmanager wollen sich um den Marktplatz, Bolzplätze und Bildungsangebote kümmern

Die Quartiersmanager Peter Pulm und Kadriye Karci vor der Treppe, die zum Vorort-Büro führt. Pulm ist von Haus aus Diplom-Geograph, Karci hat Philosophie studiert. | Foto:  Schilp
  • Die Quartiersmanager Peter Pulm und Kadriye Karci vor der Treppe, die zum Vorort-Büro führt. Pulm ist von Haus aus Diplom-Geograph, Karci hat Philosophie studiert.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Seit Anfang 2021 gibt es im Viertel rund um die Nahariyastraße ein Quartiersmanagement (QM). Das bedeutet: Es stehen Fördermittel aus dem Topf „Sozialer Zusammenhalt“ zur Verfügung, um das Gebiet für die Bewohner lebenswerter zu machen. Einige Projekte sind bereits angelaufen.

Kadriye Karci und Peter Pulm sind zwei der drei Quartiersmanager. Sie haben einschlägige Erfahrungen, viele Jahre waren sie beim QM Schöneberg-Nord tätig. Die Situation sei hier, im Südosten Lichtenrades, jedoch schon eine andere, so Pulm. Zwar gehört auch die Hälfte des alten Dorfkerns zum Fördergebiet, die meisten der 7000 Bewohner leben aber in der Großsiedlung aus den 1970er-Jahren. Der Anteil der Migranten ohne deutschen Pass ist mit rund 50 Prozent hoch, die meisten von ihnen kommen aus arabischen Ländern. „Dier Zuzug hat seit dem Syrienkrieg massiv zugenommen“, sagt Pulm.

Anders als in der Innenstadt hat das QM-Team es im Nahariyaviertel nicht mit vielen unterschiedlichen Hauseigentümern zu tun, sondern vor allem mit drei großen Playern: Degewo, Ideal-Genossenschaft und Adler Group. Diesen Unternehmen gehört auch der größte Teil der Freiflächen. Das hat Konsequenzen. Will das QM Projekte fördern, müssen sich die Eigentümer nämlich zu 25 Prozent an den Kosten beteiligen. Egal ob es sich um eine neue Lüftung für den Jugendtreff Waschhaus oder um die dringend notwendige Sanierung von Bolzplätzen handelt. Um etwas zu bewegen, gilt es also, die Unternehmen an den Tisch zu holen.

„Eine der wenigen öffentlichen Flächen ist der Lichtenrader Graben, der quer durchs Gebiet führt“, so Peter Pulm. Hier könnte relativ unkompliziert eine schönere Umgebung für Fußgänger geschaffen werden, vielleicht flankiert von einigen Sportgeräten. Relativ klar ist auch, dass der Spielplatz im Volkspark ertüchtigt wird. Die Grünanlage ist in der Hand eines Vereins, die Zusammenarbeit funktioniert laut Quartiersmanager gut. Drei soziointegrative Projekte sind 2021 an den Start gegangen. Zum einen soll sich die Situation auf und rund um den Marktplatz an der Carl-Steffeck-Straße verbessern. Der Platz ist ein beliebter Trinkertreff, in den umliegenden Häusern leben alteingesessene Deutsche und zugezogene Migranten Tür an Tür. Oft gebe es wenig Verständnis füreinander, erklärt Pulm. „Hier soll niemand verdrängt werden, aber die Menschen sollen sich kennenlernen. Deshalb wollen wir beispielsweise das Nachbarschaftscafé wiederbeleben“, sagt Kadriye Karci. Ebenfalls wünschenswert seien Kiezfeste oder Workshops mit Kindern und Jugendlichen zur Zukunft des Platzes.

Das zweite Projekt will Eltern zu „Bildungsbotschaftern“ fortbilden. Danach sollen sie andere Mütter und Väter rund um Kita und Schule informieren. Bestenfalls haben die Botschafter ausländische Wurzeln und sprechen mehrere Sprachen. Bei Konflikten mit Erziehern oder Lehrern können sie dann als Vermittler eingesetzt werden. Drittes Ziel ist es, Sprachangebote in den Kiez zu holen. Hier will das Quartiersteam mit der Volkshochschule zusammenarbeiten. Nötig sei erst einmal eine Bestandaufnahme. Danach müsse geschaut werden, was gemacht werde kann. Volkshochschulkurse für Erwachsene? Spielerische Angebote für Jugendliche? „Übrigens haben nicht nur Migranten Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache, sondern auch Deutsche“, sagt Karci. Auch für sie müssten Bildungsmöglichkeiten geschaffen werden.

Weitere Ideen sind dem QM-Team immer willkommen. Für kleinere Nachbarschaftsunternehmungen liegen pro Jahr 10 000 Euro im Aktionsfonds bereit. Maximal 1500 Euro gibt es pro Projekt, egal ob es sich um ein Straßenfest oder eine Begrünung handelt. Anträge können jederzeit gestellt werden. Für die Vergabe des Geldes entscheidet eine Jury. Für sie werden dringend Mitglieder gesucht.

Interessenten melden sich im QM-Büro, Gr0ß-Ziethener Straße 64, Telefon 23 63 85 85, qm@-spas.de, werktags von 10 bis 17 Uhr. Mehr Infos unter www.qm-nahariyastrasse.de.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 135× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 921× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 588× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.086× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.977× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.