Von der Lust am Gärtnern auf der Königsberger Straße
Im Rahmen der Aktion "Mach mit! Für ein schönes Berlin!" hatte der gebürtige Lichterfelder Petrus Akkordeon mit einer Hand voll Mitstreitern auf der 7,8 Quadratmeter kleinen Mittelinsel 400 Blumenzwiebeln gesetzt. Daraus soll im nächsten Frühjahr ein großes Blumenmeer entstehen. Der 42-jährige Aktionskünstler und gelernte Gärtner ist auf dieser Verkehrsinsel seit mittlerweile knapp drei Jahren aktiv - und das alles mit der Legitimation der zuständigen Ämter.
Petrus Akkordeon, der als so genannter Guerilla-Gärtner in der Vergangenheit aktiv war, findet es wichtig, dass Bürger ihre Kieze aktiv mitgestalten: "Ich finde ganz generell, dass jeder Einzelne sich überall dort einbringen sollte, wo er das Bedürfnis dazu verspürt."
Seine Aktionen auf der Verkehrsinsel schaffen Aufmerksamkeit: Die Menschen werden neugierig und fragen nach. Ein Züchter hat Akkordeon Hunderte von Lilien geschenkt, ein älterer Mitbürger brachte Blumenerde vorbei. Darüber hinaus entstehen über solche Aktionen auch Freundschaften - Menschen verbinden, Initiativen vernetzen sich. Petrus Akkordeon ist mit solchen und anderen Aktionen mittlerweile europaweit unterwegs. Doch dann zieht es ihn immer wieder nach Hause, nach Lichterfelde zurück.
"Ich denke, dass jeder Mensch sein Stück Garten haben sollte", erläutert er seine Idee, dieses kleine Stück Erde regelmäßig zu bepflanzen und zu pflegen. "Das Stück Garten hatte ich nicht, dachte mir aber: Warum nicht gleich eine Insel?"
Doch wer schon einmal mit einer Verwaltung zu tun hatte, der weiß: Ganz so einfach und ganz ohne Bestimmungen geht es dann doch nicht. So wurde von Amtsseite darauf hingewiesen, dass beim Gärtnern Warnwesten getragen werden und mit Warnlampen eine entsprechende Beleuchtung herzustellen sei. "Diese Bestimmungen schrecken viele Leute, die sich einfach nur engagieren, die irgendwo mitmachen möchten, natürlich erst einmal ab", sagt die Aktionskünstlerin Auguste von Blau, die sich ebenfalls an der Aktion beteiligt hat. "Der Sinn ist ja, etwas mitten im Leben zu machen, das viele Leute sehen und sie denken lässt: Was machen die da? Und warum mache ich da nicht mit? Wenn dieser Bereich und die Leute dort permanent mit Warnlampen und Warnwesten abgesichert wären, umso offizieller es also aussieht, umso weniger interessiert es den Menschen."
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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