Vom Landhaus zur Villa
Hermann Lachmann ließ das Gutshaus Mahlsdorf vor 150 Jahren modernisieren

Nach der Sanierung 2006 erstrahlte die von Hermann Lachmann umgestaltete Fassade des Gutshauses Mahlsdorf in neuem Glanz.   | Foto: Archiv Gründerzeitmuseum
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  • Nach der Sanierung 2006 erstrahlte die von Hermann Lachmann umgestaltete Fassade des Gutshauses Mahlsdorf in neuem Glanz.
  • Foto: Archiv Gründerzeitmuseum
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Das Gutshaus Mahlsdorf ist heute untrennbar mit Charlotte von Mahlsdorf und dem von ihr gegründeten Gründerzeitmuseum verbunden. Es gibt aber auch andere Personen, die auf seine Entwicklung bedeutenden Einfluss nahmen.

Von besonderer Bedeutung ist dabei Hermann Lachmann. Der Kaufmann jüdischer Abstammung erwarb das Gutshaus 1869. Er ließ das Gebäude rekonstruieren und im Stil der Zeit modernisieren. Danach wurden keine Veränderungen mehr an die Architektur vorgenommen.

Lachmann ließ das damals erst wenige Jahrzehnte alte schlichte ländliche Gutshaus zu einer spätklassizistischen Landvilla umgestalten. Dabei ist der Einbau des zweigeschossigen Mittelrisalits an der Hauptfront besonders hervorstechend. Der zentral gelegene Vorsprung gibt dem Gebäude erst sein herrschaftliches Gepräge.

Zudem legte er eine Freitreppe zum Garten an, die heute gern von Brautpaaren genutzt wird, um in den Park zu gelangen. Die Fenster des Gutshauses wurden nach französischem Vorbild mit Sprossen geteilt und die Zimmerfluchten geändert. Lachmann ließ auch erstmals einen Gutsgarten anlegen.

Wann genau das Gutshaus gebaut wurde, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Ein dendrologisches Gutachten gibt das Jahr 1815 an. Bei einem solchen Gutachten wird aus den Altersringen der zum Hausbau verwendeten Baumstämme auf das Alter eines Gebäudes geschlossen.

Der Bau fällt in die Zeit der preußischen Reformen, durch die unter anderem die feudale Abhängigkeit der Bauern aufgehoben wurde. Das königliche Vorwerk Mahlsdorf wurde zunächst verpachtet und dann 1821 zunächst an den Kaufmann und Fabrikanten Johann Friedrich Kaapke verkauft. Aus dem Vorwerk war inzwischen ein selbstständiges Rittergut geworden.

Die Familie Lachmann verkaufte das Gut wiederum bereits 1880 an Hermann Schrobsdorff, der zuvor das Gut für Hermann Lachmann verwaltet hatte. Schrobsdorff ließ den Gutsgarten zu einem repräsentativen Park umgestalten. Nach seinem Tode 1892 bewirtschaftete seine Witwe Renate das Gut bis 1908 weiter. Die Erben verkauften das Gut mit Gutshaus 1919 an die Stadt Lichtenberg, die 1920 in Groß-Berlin eingemeindet wurde. Das Gutshaus wurde später als Säuglingsheim, Verwaltungsstelle, Schule und Kindergarten genutzt.

Bereits in den 1950er-Jahren war die unter Lachmann geschaffene Fassade des Gutshauses fast völlig zerstört. 1958/59 war die Sprengung des Gutshauses einschließlich seiner Kellergewölbe schon beschlossen. Die Sprengung wurde durch den Einsatz von Charlotte von Mahlsdorf verhindert.

Sie eröffnete hier 1960 ihr privates Gründerzeitmuseum. Das Gutshaus wurde 1972 noch von den Behörden der DDR unter Denkmalschutz gestellt und 1987 der zum Gutshaus gehörende Park.

Charlotte konnte 1990 das Gutshaus erwerben. Nach ihrem Wegzug kaufte der inzwischen gegründete Förderverein Gutshaus Mahlsdorf das Gutshaus im Jahr 2001. Dieser betreibt das Gründerzeitmuseum seit 1997. Ihm gelang es, die für die denkmalgerechte Sanierung des Gutshauses nötigen Fördermittel einzuwerben und die Sanierung von 2004 bis 2017 umzusetzen. Sie kostete insgesamt rund 1,2 Millionen Euro. Das meiste Geld gab die Lotto-Stiftung Berlin.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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