Das verrückteste Rennen aller Zeiten
Am Sonntag werden auf der Mariendorfer Trabrennbahn Erinnerungen an einen Tag vor 30 Jahren wach.
Als das Teilnehmerfeld auf die Endgerade bog, schienen nur noch drei Pferde für den Sieg infrage zu kommen. Nur durch wenige Zentimeter voneinander getrennt, rannten die Traber Kopf an Kopf dem Ziel entgegen. Doch plötzlich ging ein Raunen durch das Publikum. Denn ganz weit außen, nahezu direkt an der Bahnbegrenzung, schaltete sich noch ein viertes Pferd in die Entscheidung ein: eine Stute namens Masurin. Eine Riesenaußenseiterin, mit der keiner gerechnet hatte. Eigentlich hatten wohl nur Peter Scheack, der Trainer und Fahrer des Pferdes, und seine kleine Tochter Nicole, die unsterblich in Masurin verliebt war, auf ein gutes Abschneiden gehofft. Ihre Stute war nämlich alles andere als ein Siegertyp. Doch diesmal wuchs das Pferd über sich hinaus.
Aber genau in dem Moment, als Masurin endgültig die Spitze erobert hatte, geschah das Unfassbare: Wie von Geisterhand berührt, brach unmittelbar vor der Ziellinie der Sulky des Pferdes auseinander. Ein Materialschaden ließ den großen sportlichen Coup wie eine Seifenblase zerplatzen, denn die völlig erschrockene Masurin legte verbotene Galoppsprünge ein. Sie wurde als Siegerin nachträglich disqualifiziert. Und ihr Trainer Peter Scheack konnte wahrlich von Glück sprechen, dass er sich bei dem Unfall nicht alle Knochen gebrochen hatte. Ihm blieb zunächst nur ein kleiner Trost – er hatte an dem wohl verrücktesten Rennen in der gesamten Geschichte des Berliner Trabersports teilgenommen.
Über 30 Jahre ist dieses kuriose Ereignis schon her – das Rennen hat am 20. September 1987 stattgefunden. Und dennoch werden bei vielen älteren Zuschauern die Erinnerungen an jenen Tag wohl wieder wach. Denn die Mariendorfer Rennveranstaltung am Totensonntag, 26. November, (Beginn 13.30 Uhr, Eintritt drei Euro, unter 18 Jahre frei) ist dem Gedenken an legendäre Sportler gewidmet, zu denen auch der im Oktober 2016 verstorbene Peter Scheack gehört. Für den unvergessenen Sulkyfahrer nahm das Ganze damals übrigens noch ein gutes Ende: Genau eine Woche nach dem verpatzten Sieg ging der Tempelhofer mit seiner Stute erneut an den Start und sie gewann völlig überlegen.
Autor:Heiko Lingk aus Marienfelde |
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