Degewo baut Lautsprecher in ihre Fahrstühle ein

Daniela Heidel und Tochter Pia bestaunen das neue Fahrstuhlradio. Toni Heidel ärgert, dass der Fahrstuhl manchmal kaputt ist. | Foto: hari
  • Daniela Heidel und Tochter Pia bestaunen das neue Fahrstuhlradio. Toni Heidel ärgert, dass der Fahrstuhl manchmal kaputt ist.
  • Foto: hari
  • hochgeladen von Harald Ritter

Marzahn. Mit einem Fahrstuhlradio will die Wohnungsgesellschaft Degewo die Wohnqualität in ihren Häusern verbessern. Die Neuerung stößt nicht bei allen Mietern auf Zustimmung.

Die Degewo hat sich für ihre Mieter etwas einfallen lassen. In die vier Fahrstühle in den Hochhäusern Märkische Allee 280 und 282 ließ sie Lautsprecher einbauen. 24 Stunden können die Bewohner nun das volle Programm von Radio Berlin 88,8 hören. Neben Klassikern der 70er und 80 Jahre werden Nachrichten, Wetter, Verkehrsservice und Werbung geboten.

Degewo-Vorstand Frank Bielka freute sich über das "erste Aufzugsradio" in einem Berliner Mietshaus. Die Neuerung ist Teil eines Programms der Degewo, die Wohnqualität in zehn ihrer Häuser zu verbessern. Insgesamt 500.000 Euro setzt sie ein, vor allem um die Eingangsbereiche zu verschönern. Zuvor hatte sie die Mieter befragt. Die Verschönerung der Eingänge stand ganz oben auf der Wunschliste.

Bei der Einweihung des Aufzugsradios war dann aber nur eine Handvoll Mieter von insgesamt rund 1000 anwesend. Vertreter der Wohnungsgesellschaft waren am Kuchenbuffet in der Überzahl. Aber selbst bei den Mietern, die zur Party gekommen waren, wollte sich keine Begeisterung einstellen. Sie nutzten den Termin um sich über den schlechten technischen Zustand der Fahrstühle zu beschweren.

"Der eine fällt regelmäßig aus, ein anderer beschleunigt und bremst unvermittelt, dass die Bandscheiben ächzen", sagt Mieter Siegfried Baum (80). Er wohnt zusammen mit seiner Frau 31 Jahre in dem Hochhaus. Mit der Wohnlage und der Wohnung sind sie zufrieden, auch der Kontakt mit den anderen Hausbewohnern sei gut. Das Ehepaar hätte statt eines Fahrstuhlradios lieber neue Fahrstühle gehabt.

Toni (31) und Daniela Heidel (30) stimmen zu. Das Ehepaar hat eine sechsjährige Tochter. "Manchmal stehen wir hier, weil der eine Fahrstuhl kaputt ist. An dem anderen, der fährt, bildet sich schnell eine Warteschlange", erklärt Toni Heidel. Er findet das Fahrstuhlradio zwar schon unterhaltsam. "Aber wir haben nicht viel davon. Wir wohnen im fünften Stock. Das dauert eine Fahrt vielleicht zehn Sekunden", erklärt er.

Schnickschnack im Fahrstuhl

Ein Kommentar von Harald Ritter

Schnickschnack ist nichts Schlimmes. Es macht das Leben bunter. Es lenkt oft von den eigentlichen Problemen ab, die sich nicht oder nicht sofort lösen lassen. Vielleicht ist das der Plan der Degewo, in die beiden Hochhäuser in der Märkischen Allee ein Fahrstuhlradio einzubauen. Ein paar Empfänger, Leitungen und Lautsprecher sind schließlich billiger als ein neuer Fahrstuhl. Die Mieter lassen sich aber nicht von der Beschallung einlullen. Sie sagen klar: Wir hätten lieber funktionierende Fahrstühle gehabt. Die Musik, die Nachrichten und die Werbung nehmen wir dann gern mit.

Vor dem Einbau des Fahrstuhlradios hat die Degewo ihre Mieter befragt. Dabei kam heraus, dass sie sich Verbesserung im Eingangsbereich der Häuser wünschen, unter anderem mehr Farbe. Auch das hat die Degewo geliefert, aber Klagen über defekte Fahrstühle anscheinend nicht aufgenommen. Im Leben gilt wie im Radio: Es ist meist besser, genauer hinzuhören.

Harald Ritter / hari
Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 263× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 91× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.