Der Liedermacher Andy Habermann schreibt über seine Jugend in Marzahn
Es ist so eine Sache, wenn ein 28-Jähriger ein autobiografisches Buch schreibt. Das gilt auch für einen Liedermacher wie Andy Habermann, für den das Texten etwas Selbstverständliches ist. Aber Prosa ist nicht Lyrik und Selbsterlebtes nicht unbedingt der Stoff, aus dem Träume sind. Bei Habermann ist es der Albtraum einer Kindheit und Jugend zwischen Wende und Bundesrepublik, zwischen Plattenbauten und erträumtem Glück, Alkoholexzessen und Partnerwechseln der Mutter und einer erträumten menschlichen Ordnung im Leben. Halt geben dem kleinen Andy nur die sorgende Urgroßmutter und die Liebe zur Musik. In den Nächten steht der Teufel vor seinem Bett, Symbol für die ständige Drohung, die Träume könnten doch an dem Erlebten zerbrechen.
Gewiss bedient das Buch von Andy Habermann verbreitete Klischees vom Leben in der sogenannten "Platte". Da ist mehr Gewalt als Zärtlichkeit, mehr Verunsicherung als Halt im Leben. Es wird auch nicht jeder, der in den 90er-Jahren in Marzahn aufgewachsen ist, das Gleiche erlebt haben, wie der Autor. Manchmal schimmern aus dem Erzählten Erinnerungen hervor, die mit Andy Habermann viele teilen werden, wie den Geruch der Wuhle, als diese noch das Abwasser vom Klärwerk Falkenberg ableitete.
Aus den Kindheitserinnerung von Andy Bergmann schält sich sein weiterer langsamer Lebensweg heraus: seine frühe Liebe zum Singen, die erste Gitarre, die erste Band und der erste Unterricht auf dem Instrument, schließlich die Gründung einer Band. Sie gibt es seit 1997 unter dem Namen "Rotlicht" in unterschiedlichen Zusammensetzungen.
Immer dabei war Andy Bergmann, der seitdem seine Aktionsräume als Musiker, Liedermacher und Textdichter schrittweise erweitert hat. Die neue CD von "Rotlicht" hat den Titel "Q3A". Das ist die Bezeichnung für eine der am weitesten verbreiteten Wohnungsnormen im Plattenbaugebiet. Marzahn lässt Andy Bergmann nicht los.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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