Gedenktafel erinnert jetzt an den Bau der Großsiedlung
Seit 30 Jahren gibt es die Großsiedlung Neu-Hohenschönhausen. Als Ergebnis des DDR-Wohnungsbauprogramms sollte die Großsiedlung modernes Wohnen ermöglichen. In schnellem Tempo entstanden in industrieller Fertigbauweise vom Beginn der 1980er-Jahre bis 1989 rund 30.000 Wohnungen, die etwa 90.000 Menschen eine bessere Lebensqualität bieten sollten. Im Gegensatz zu den muffigen und nicht sanierten Altbauten hatten sie Bäder, Aufzüge und Fernwärme. Auch an die Infrastruktur wurde gedacht: Einkaufsmöglichkeiten und Bildungseinrichtungen entstanden in ausreichendem Maß. Aus der Satellitenstadt Neu-Hohenschönhausen wurde 1985 schließlich sogar ein eigener Berliner Bezirk. "Alle diese Wohnungen wurden innerhalb von nur sechs Jahren aus dem Boden gestampft. Das war eine Leistung, die heute gewürdigt werden muss", sagt Bürgermeister Andreas Geisel (SPD).
Aus Anlass des Jubiläums weihte Geisel am 10. April gemeinsam mit Kulturstadträtin Kerstin Beurich (SPD) an der Rüdickenstraße nahe dem Stadtplatz am Mühlengrund eine Erinnerungstafel ein. Initiator dieses Gedenkens ist der Hohenschönhausener Heimatforscher Rolf Meyerhöfer, der mit seiner Familie zu den Ersten gehörte, die in die neuen Wohnungen in der Rüdickenstraße einzogen.
Die nun am Straßenbahn-Übergang für alle Passanten gut sichtbar angebrachte Gedenktafel soll an die Entstehung der ersten Wohnblöcke in Neu-Hohenschönhausen erinnern. Die Tafel steht an geschichtsträchtigem Ort: Am 14. April 1986 übergaben die DDR-Baubetriebe am Mühlengrund die ersten zwölf Wohnbereiche der Großsiedlung. Noch am selben Tag wurde auch der Mühlenradbrunnen des Künstlers Achim Kühn eingeweiht. Waren die Wohnungen zur Zeit ihrer Fertigstellung heiß begehrt, kam die Platte Anfang der 1990er-Jahre in Verruf. "Viele Bewohner wanderten ab", so Bürgermeister Andreas Geisel. "Heute hat sich diese Entwicklung aber wieder gedreht." Denn auch Hohenschönhausen verzeichne wie der gesamte Bezirk einen deutlichen Zuzug. "Damit müssen wir jetzt Schritt halten." Der Wandel der Wende brachte Probleme mit sich, die noch heute am Leerstand im Einkaufszentrum Mühlengrund-Center abzulesen sind. Bürgermeister Geisel appellierte bei der Einweihung der Tafel deshalb auch an alteingessene Anwohner, den "notwendigen Veränderungen die notwendige Offenheit entgegenzubringen". Der Eigentümer des Mühlengrund-Centers will die komplette Anlage abreißen und durch mehrere Wohnhäuser mit rund 370 Wohneinheiten ersetzen lassen. Gerade ältere Anwohner fürchten, dass mit dem Einkaufszentrum auch die ansässigen Ärzte verschwinden und die einzig noch fußläufig erreichbare Einkaufsmöglichkeit. Ihre Einwände unterstützten bereits 400 Anwohner mit ihren Unterschriften.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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