Wenn das Einkommen nicht für's Futter reicht
Tiertafel Berlin hilft Bedürftigen bei der Versorgung von Hunden, Katzen, Vögeln oder Nagetieren

Derzeit mit Abstand und Schutzfolie erfolgt in den Räumen der Tiertafel die Ausgabe von Tiernahrung an Bedürftige. Die Nachfrage nach Unterstützung ist ungebrochen. | Foto: Bernd Wähner
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  • Derzeit mit Abstand und Schutzfolie erfolgt in den Räumen der Tiertafel die Ausgabe von Tiernahrung an Bedürftige. Die Nachfrage nach Unterstützung ist ungebrochen.
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Sonnabend kurz vor 11 Uhr. Vor der Tür an der Wustrower Straße 18 steht eine Schlange von etwa 30 Menschen. Als sich die Eingangstür zur Tiertafel öffnet, geht ein entspanntes „Ah“ durch die Reihe.

Die ersten Kunden werden eingelassen. Immer nur eine begrenzte Anzahl, wegen der Corona-Beschränkungen. Menschen mit geringem oder keinem eigenen Einkommen bekommen Nahrung für ihre Hunde, Katzen, Vögel und Nagetiere von Helfern über den Tresen gereicht. Wenn gewünscht, gibt es auch Accessoires: Halsbänder, Hundeleinen, Katzenkörbe, Kissen, Kratzbäume, Futternäpfe und anderes mehr. Alles, was hier einen neuen Besitzer findet, wurde der Tiertafel gespendet.

Gegründet wurde der Verein Tiertafel Berlin 2014. Seine erste Ausgabestelle hatte er in Baumschulenweg. Als die Räume nicht mehr zur Verfügung standen, wurden mit Unterstützung des Senats leerstehende Gewerberäume an der Wustrower Straße gefunden. Im Erdgeschoss befindet sich ein großer Raum für die Ausgabe. In Nebenräumen werden unter anderem Tiernahrungs- und Sachspenden gelagert und sortiert.

Jeden Monat kommen zwischen 250 und 270 Tierhalter, berichtet Viola Ziegan. Sie unterstützt seit zwei Jahren die Tiertafel als Ehrenamtliche. „Pro Ausgabe versorgen wir etwa 500 Tiere.“ Dafür werden pro Monat zirka 3,8 Tonnen Futter, hauptsächlich für Hunde und Katzen, benötigt. Außerdem werden Streu, Heu, Vogelsand, Kotbeutel oder auch Decken verteilt.

All das landet auf unterschiedlichen Wegen bei der Tiertafel. Einige Unterstützer schicken ihre Spenden mit der Post. „Wir packen dann alles aus, machen ein Foto von den Sachen mit unserem Tiertafel-Bären und dann bekommt der Absender eine Dankeschön-Foto“, berichtet Viola Ziegan. Andere bringen Spenden donnerstags zwischen 17 und 20 Uhr oder an einem der Ausgabe-Sonnabende persönlich vorbei. Wieder andere, vor allem die, denen der Weg nach Neu-Hohenschönhausen zu weit ist, geben ihre Spende in einer der Sammelstellen ab, die es über die Stadt verteilt gibt. Die Liste findet sich auf http://berliner.tiertafel.org/Sammelstellen.pdf. Und schließlich gibt es noch die Möglichkeit, über die Amazon-Wunschliste der Tiertafel etwas zu spenden.

Donnerstags am späten Nachmittag kommt ein Team ehrenamtlicher Helfer zusammen, um alles zu sichten, zu sortieren und vorzubereiten. Ohne das Engagement Ehrenamtlicher würde es die Tiertafel auch gar nicht geben. Eine von ihnen ist Viola Ziegan, die in der Immobilienwirtschaft tätig ist. „Die Woche über arbeite ich im Büro. Deshalb wollte ich in meiner Freizeit etwas ganz anderes machen. Weil ich selbst zwei Katzen habe, suchte ich etwas, mit dem ich Tieren helfen kann.“

Als sie sich beim Verein meldete, sagte man ihr, sie könne einfach mal an einem Donnerstagnachmittag vorbeikommen. „Ich wurde sofort von allen mit großer Herzlichkeit empfangen. Es macht mir Spaß, in diesem Team mitzuarbeiten“, sagt Viola Ziegan. „Wir engagieren uns ja hier nicht nur für den Tierschutz“, ergänzt sie. „Die Tiertafel ist ja auch ein soziales Projekt.“

Seit Beginn der Pandemie gerieten leider viele Tierhalter durch Kurzarbeit oder Kündigung in eine Situation, in der sie Unterstützung benötigen. Die Menschen wollen mit ihren Tieren trotzdem zusammenbleiben. Deshalb ist es den Ehrenamtlichen heutige wichtiger denn je, zu helfen.

Die Tiertafel befand sich erst vor einigen Wochen selbst in einer problematischen Situation. Die Zuwendung der Berliner Tierschutzbeauftragten für den Verein soll ab diesem Jahr drastisch gekürzt werden. Nach Presseberichten, auch in der Berliner Woche, gab es zahlreiche Unterstützungszusagen, sodass die Arbeit wie gewohnt weiterlaufen kann. Unter anderem erhält die Tiertafel großzügige Hilfe von einem Menschen, der selbst einmal ein Bedürftiger war und inzwischen erfolgreicher Firmeninhaber ist.

Nächste Ausgabetermine: 5. und 19. Februar 11 bis 15 Uhr. Natürlich werden weiterhin Spenden benötigt, auch für das Tierarztprojekt des Vereins. Alle Informationen auf www.tiertafel.org/.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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