Im „Haus Strohhalm" gibt es ein Ständchen für Heimatlose
Oberschöneweide. Seit 1996 finden im früheren Bürogebäude an der Wilhelminenhofstraße 68 Gestrauchelte eine Heimat. Im „Haus Strohhalm“ gibt es rund 50 Wohnplätze für Suchtkranke. Gegründet wurde das Projekt einst vom Alkoholikerkreis Köpenick.
Bereits 1994 gab es eine Notübernachtung in einer alten DDR-Baracke an der Landjägerstraße, zwei Jahre später stand das Gebäude an der Wilhelminenhofstraße zur Verfügung. Nun wurde das 20-jährige Bestehen des Projekts mit einem Jubiläumsfest befeiert.
Die Regeln des Hauses sind einfach: Die alkohol- und drogenabhängigen Bewohner werden nicht zur Abstinenz gezwungen, allerdings ist der Konsum von Drogen im Haus selbst untersagt. Dafür gibt es auf Wunsch Beratung in allen persönlichen Angelegenheiten, Hilfe bei Behördengängen und Unterstützung beim Umgang mit den eigenen Einkünften.
Nach Insolvenz des Alkoholikerkreises konnte das Sozialpädagogische Institut (SPI) das Projekt übernehmen und sogar noch erweitern. Seitdem gibt es im ersten Stock des Gebäudes den „Treff Strohhalm“. Das ist eine Art Freizeitstätte für Menschen aus dem Umfeld. Hier gibt es billiges Mittag für Hartz-IV-Empfänger und Rentner mit geringem Einkommen. Sozial schwache Anwohner und Obdachlose können sich in der hauseigenen Kleiderkammer mit gespendeten Kleidungsstücken und Schuhen eindecken. Außerdem gibt es – vor allem für Senioren – gemeinsame Spaziergänge, einen Englischkurs und Spielenachmittage. Es existieren Selbsthilfegruppen, unter anderem für von Spielsucht Betroffene. „Wir brauchen dringend diese Angebote im Bezirk. Vor allem funktionierende Unterkünfte für Obdachlose werden immer wichtiger“, sagte der für Soziales zuständige Stadtrat Gernot Klemm (Linke) beim Überbringen der Glückwünsche des Bezirks.
Wer das Haus und den Treffpunkt unterstützen möchte, kann das unter anderem mit Kleiderspenden tun. Die können zu den Öffnungszeiten der Kleiderkammer persönlich in der Wilhelminenhofstraße 68 abgegeben werden, immer montags bis freitags von 9 bis 14 Uhr. RD
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.