Rahnsdorfer Fischer fuhren als Erste bei Sturm zum Helfen hinaus
Die Retter vom Müggelsee

Die ASB-Wasserretter der Station Kleiner Müggelsee auf Patroullienfahrt durch Rahnsdorf. | Foto: Ralf Drescher
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  • Die ASB-Wasserretter der Station Kleiner Müggelsee auf Patroullienfahrt durch Rahnsdorf.
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Das Alte Fischerdorf ist mit dem Kahn nur wenige Minuten vom Müggelsee, Berlins größtem Gewässer, entfernt. Deshalb waren Rahnsdorfer Fischer die ersten, die bei Sturm auf den See fuhren, um verunglückten Seglern und Ruderern zu helfen.

„Die Müggel ist bös. Es ist, als wohnten noch die alten Heidengötter darin, deren Bilder einst die Hand der Mönche von den Müggelsbergen herab in den See warf. Die alten Mächte sind besiegt, aber nicht tot, und in der Dämmerstunde steigen sie herauf und denken, ihre Zeit sei wieder da“ schrieb der Brandenburg-Reisende Theodor Fontane vor über 100 Jahren im Buch „Spreeland“ seiner „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Und Fontane hatte Recht. Gleich hinter der 1888 errichteten Dorfkirche erinnern zwei Gedenksteine an Rahnsdorfer Fischer, die unter Lebensgefahr vielen Menschen das Leben gerettet haben. Der Bekanntere war August Herrmann (1842-1915). Sobald Sturm aufkam, fuhr Herrmann auf den Müggelsee hinaus und hielt nach Menschen in Seenot Ausschau. Bereits 1894 erhielt er dafür die Rettungsmedaille am Bande, um 1930 ehrte ihn Berlin mit dem Gedenkstein, der auch ein Bronzeporträt des mutigen Rahnsdorfers zeigt. Gleich daneben ein Stein für Fischermeister Karl Lupe (1853-1930). Der Stein erwähnt ihn als 138-fachen Lebensretter.

Schlimmes Unglück vor 120 Jahren

Irgendwann reichten bei steigenden Zahlen von Wassersportlern Ressourcen und Mut der Fischer nicht mehr aus, die Wasserrettung musste in professionelle Hände. Ein schlimmes Unglück Karfreitag 1899 gab den Anstoß. Nach dem Kentern ihres Bootes ertranken drei Gymnasiasten im Müggelsee. Bereits einen Monat später wurde die „Rettungsgesellschaft der Wassersportvereine von Berlin und Umgegend“ gegründet. Wiederum waren Rahnsdorfer Fischer dabei.

Im ersten Jahr gibt es nur einen provisorischen Rettungsdienst. Bereits ein Jahr später wird an der Mündung der Müggelspree in den Müggelsee eine Rettungstation errichtet, mit Baracke und Beobachtungsturm. Das erste Rettungsboot wurde Pfingsten 1900 feierlich auf den Namen Viktoria Luise getauft, nachdem Kaiser Wilhelm II. telegrafisch zugestimmt hatte. Bereits 1904 liefen die Retter mit Maschinenkraft aus, dafür wurde ein kleiner Rettungsdampfer in Betrieb genommen.

Rettungsstation von Mai bis Oktober besetzt

Heute gibt es am Müggelsee die Wasserrettungsstationen Großer Müggelsee und Kleiner Müggelsee, beide werden vom Arbeiter-Samariterbund betrieben. Am anderen Seeufer gleich neben dem Spreetunnel hält die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft Wacht. Besetzt sind die Rettungsstationen an den Wochenenden von Mai bis Ende Oktober. Am letzten Oktoberwochenende werden die 23 Rettungsboote beider Rettungsgesellschaften in der Werft an der Wendenschloßstraße aus dem Wasser geholt und in der Werfthalle eingelagert. In den nächsten Monaten stehen dann Reparatur- und Erhaltungsarbeiten an.

Interessant: Das Buch „100 Jahre organisierte Wasserrettung in Berlin“, erschien 2002, ist aber nur antiquarisch zu kaufen.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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