Gewinnerentwurf für Siemens-Campus steht fest
Zentraler Stadtplatz mit Hochhaus

Cedrik Neike (links) erklärt Michael Müller (rechts), Helmut Kleebank (Mitte) und Senatorin Katrin Lompscher den Siegerentwurf am 3D-Modell.  | Foto: Ulrike Kiefert
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  • Cedrik Neike (links) erklärt Michael Müller (rechts), Helmut Kleebank (Mitte) und Senatorin Katrin Lompscher den Siegerentwurf am 3D-Modell.
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Zwei Tage, 17 Entwürfe, ein Sieger: Das Architekturbüro „Ortner & Ortner Baukunst“ hat das Rennen gemacht im städtebaulichen Wettbewerb für den Siemens-Campus an der Nonnendammallee. Ein zentraler Platz mit Hochhaus bilden im Entwurf die Mitte in der „Smart City“.

Es blieb spannend bis zuletzt. Erst 50 Minuten vor Beginn der Präsentation des Siegerentwurfs in der Mosaikhalle der Siemens-Hauptverwaltung hatte die Jury ihre finale Entscheidung gefällt. Das Berliner Architekturbüro „Ortner & Ortner Baukunst“ und die Landschaftsarchitekten „Capatti & Staubach“ haben mit ihrem gemeinsamen Entwurf den städtebaulichen Wettbewerb für die Siemensstadt 2.0 gewonnen. Die „nachvollziehbare Einfachheit“ des Städtebaus hatte die Jury und Siemens-Konzernvorstand Cedrik Neike überzeugt.

Der Siegentwurf sieht ein prägnantes Hochhaus mit einem Stadtplatz und einer Promenade vor. 60 Meter hohe Gebäude sollen die Eingänge des Areals markieren. Verschieden große Freiflächen und Teilbereiche formen gemischt genutzte Quartiere. Statt langer Straßen und Achsen verbinden Wege das Ensemble. Erdgeschosszonen sollen zu einem öffentlichen „Stadtgeschoss“ gestaltet werden. Das historische Schaltwerkhochhaus bekommt neben Büros auch Wohnungen und ein Hotel. Am Verwaltungsgebäude von Siemens wird angebaut, und auch die Schaltwerkshallen werden vergrößert. Alle Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen, bleiben erhalten. Das neue Stadtquartier soll insgesamt 2750 Wohnungen haben, Kitas und eine Europaschule mit Schwerpunkt Englisch.

Geplantes Hochhaus sollte 150 Meter groß sein

„Wir haben 17 sehr komplexe Vorschläge bekommen“, sagte der Juryvorsitzende Stefan Behnisch. Keiner sei hundertprozentig perfekt gewesen. „Es gab immer Punkte, die besser hätten gelöst werden können.“ Zwei Entwürfe schafften es in die Endrunde, die in einem zweitägigen Sitzungsmarathon der 16-köpfigen Jury kontrovers diskutiert wurden. Streitpunkt sei vor allem das Hochhaus gewesen, sagte Behnisch. Mit 150 Metern wäre es höher als der Kollhoff-Tower am Potsdamer Platz. So protzig aber wollte sich Siemens nicht präsentieren. Am Ende fiel die Entscheidung für „Ortner & Ortner Baukunst“ trotzdem einstimmig, weil ihr Entwurf Raum für notwendige Entwicklungen lasse, so Behnisch. Das Hochhaus wird wahrscheinlich kürzer.

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) war von dem Siegerentwurf angetan. „Er hat unsere Ansprüche in außergewöhnlicher Weise berücksichtigt. Berlin darf sich auf ein neues, innovatives Stadtquartier freuen.“ Spandaus Bürgermeister Helmut Kleebank (SPD) sah das genauso. „Vor allem aber bekommt der Bezirk mit der Europaschule schnell einen neuen Schulstandort.“ Denn die vierzügige Schule für rund 600 Kinder soll zusammen mit dem Hochhaus gleich im ersten Bauabschnitt entstehen. Der beginnt am Rohrdamm, unweit des alten S-Bahnhofs Siemensstadt. Bis 2023 könnte die Schule fertig sein, schätzte Kleebank.

Produktion und Gewerbe
sollen erhalten bleiben

Baustadtrat Frank Bewig (CDU) hatte der Siegerentwurf besonders wegen seines hohen Grünflächenanteils und der sozialen Infrastruktur überzeugt. „Schule, Kita, Senioren- und Jugendfreizeitangebote sind berücksichtigt worden, so wie wir es auch wollten“, sagte Bewig. Außerdem bleibe das Siemens-Areal mit dem Dynamowerk südlich der Nonnendammallee der Produktion und dem Gewerbe vorbehalten. „Die meisten anderen Entwürfe hatten dort Wohnungsbau vorgeschlagen.“ Spandaus Chefplaner Markus Schulte respektierte den Siegerentwurf wegen seiner klaren, städtebaulichen Struktur. „Die Architekten haben nicht nur Häuser nebeneinander gesetzt, sondern Orte geschaffen.“

Der städtebauliche Wettbewerb für die Siemensstadt 2.0 war im Juli 2019 unter dem Arbeitstitel „Kiez der Macher“ gestartet. 18 Architekturbüros wurden angeschrieben sich zu beteiligen. 17 lieferten Entwürfe ab. Ihre Aufgabe: Wohnen, Arbeiten und Forschen auf dem 70 Hektar großen Areal bestmöglichst zu vereinen und gleichzeitig einen Ort für die Allgemeinheit zu schaffen.

Ab 2022 soll gebaut werden

Wie geht es jetzt weiter? Alle Entwürfe will Siemens im Februar öffentlich ausstellen. Mit dem Gewinnerentwurf kann jetzt der Masterplan für das Areal erstellt werden. Von April bis Juni folgt der Hochbauwettbewerb für den ersten Teilabschnitt. Er legt fest, wie die Gebäude konkret aussehen sollen. Baubeginn ist 2022. Spätestens 2030 heißt es dann für den hochvernetzten, CO₂-freien und mit modernster Kommunikationstechnologie ausgestatteten Innovations-Campus, in den Siemens rund 600 Millionen Euro investiert, „go live“.

Kürzlich erst wurde das Bebauungsplanverfahren auf den Weg gebracht.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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