Christa Busskamp erzählt ihre Geschichte
"Falscher Polizist" will Seniorin betrügen

Christa und Günter Busskamp warnen vor falschen Polizisten. „Es tut uns für jeden leid, der darauf hereinfällt."“ | Foto: Ulrike Kiefert
  • Christa und Günter Busskamp warnen vor falschen Polizisten. „Es tut uns für jeden leid, der darauf hereinfällt."“
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Christa Busskamp aus Staaken erhielt den Anruf eines raffinierten Betrügers. Er gab sich am Telefon als Polizeibeamter aus. Doch die Seniorin ließ sich nicht hinters Licht führen. Um andere zu warnen, erzählt sie ihre Geschichte.

Christa Busskamp wirkt weder gutgläubig noch ängstlich. Im Gegenteil. Selbstbewusst berichtet sie davon, wie ein Trickbetrüger sie hinters Licht führen wollte. „Ich will andere warnen. Die Betrüger sind so raffiniert, dass man nicht gleich merkt, wie man hereingelegt wird“, sagt sie.

Was genau ist passiert? Eines Tages bekommt die 80-Jährige einen Anruf von einem „Herrn Wagner“, der sich als Bundespolizist ausgibt. „Angeblich sei die Polizei Kriminellen auf der Spur, die mit Mitarbeitern meiner Bank zusammenarbeiten würden, um Kunden auszurauben. Der Mann fragte, ob ich mein Geld nicht nach Hause holen wolle“, berichtet die Seniorin. „Ich sagte nein, ich vertraue meiner Bank.“ Einige Wochen später, am 5. November, ruft der falsche Polizist erneut an. Diesmal ist sein Ton lauter, fordernder. „Ich solle sofort zur Bank gehen und alles aus meinem Schließfach holen, den Schmuck und das Gold, sonst könnte die Polizei nicht mehr für die Sicherheit meines Vermögens garantieren.“ Spätestens jetzt weiß Christa Busskamp, dass hier ein Betrüger am Werk ist. „Ich habe weder ein Schließfach noch Schmuck oder Gold auf der Bank.“ Sie beschließt Zeit zu schinden. „Ich sagte dem Mann, bis ich zur Bank komme, dauert es mindestens eine Stunde.“ Der Anrufer will daraufhin eine Beschreibung der Tasche, die Christa Busskamp mit zur Bank nehmen will und fordert sie auf, auf keinen Fall den Telefonhörer aufzulegen.

Seniorin spielt das Spiel mit

Die Seniorin tut, was der Mann ihr sagt, und ruft dann unbemerkt vom Handy aus die Polizei an. „Die sagten mir, ich solle mitspielen, wenn ich mir das zutraue. Sie kümmern sich und schicken Beamte vorbei.“ So fährt Christa Busskamp mit ihrem Mann Günter schließlich im Pkw zur Bank. Auf dem Weg dorthin achten die beiden auf die Umgebung. „Uns ist dann auf der Straße ein Autofahrer aufgefallen, der uns erst vorbeiwinkte und dann hinterherfuhr.“ Als Christa Busskamp die Bank betritt, sind die Mitarbeiter schon von der Polizei informiert und bringen sie zu „ihrem“ Schließfach. Sie packt die vorbereiteten unechten Wertsachen in ihre rollende Reisetasche und kehrt zum Auto zurück. „Ich war mir ziemlich sicher, dass mich die Täter beobachtet haben.“

Zurück in ihrem Haus nimmt sie das Telefonat wieder auf – „Herr Wagner“ ist tatsächlich noch dran. „Ich bin zurück, was soll ich jetzt machen“, fragt sie ihn. Sie solle die Tasche verstecken, er müsse sich kurz mit seinem „Stab“ beraten und rufe in zehn Minuten zurück. „Mir wurde dann befohlen, die Tasche draußen vor den Zaun neben die Klingelanlage zu stellen, was ich getan habe.“ Was die Täter nicht wissen, inzwischen sind zwei Kriminalbeamte bei Christa Busskamp im Haus. „Sie kamen als Pärchen getarnt in Zivil unbemerkt ins Haus, weil wir uns mit den Nachbarn den gleichen Eingang aufs Grundstück teilen. Da sieht man von der Straße aus nicht, wer wen besucht.“

Die Bande wurde schon lange gesucht

Dann geht alles ganz schnell. „Stehenbleiben“, hört Christa Busskamp die Polizeibeamten rufen, die sich draußen versteckt haben. Dann klicken die Handschellen. „Drei Männer wurden festgenommen“, erzählt die Seniorin. Einer wollte gerade die Tasche holen, die anderen saßen in einem Auto. Später erfährt Christa Busskamp, dass die Bande schon lange polizeilich gesucht wurde.

Den falschen Polizisten, der mit ihr in einem leicht süddeutschen Akzent sprach, habe sie als sehr überzeugend erlebt. „Seine Stimme klang sehr ernst, bestimmend, und er konnte auch richtig böse werden. Man muss nicht alt oder dumm sein, um zu glauben, was er erzählt hat. Zum Glück bin ich nicht auf ihn hereingefallen“, sagt die Seniorin und ist erleichtert darüber, dass letztlich alles gut ausgegangen ist. Vor allem aber hofft Christa Busskamp, dass jetzt endlich Ruhe ist. Denn der falsche Polizist war nicht der erste Betrüger-Anruf. „Der Spuk ging vor sechs Jahren los, als sich ein Mann namentlich als ein Bekannter von mir ausgab und 30.000 Euro von mir wollte.“ Als Christa Busskamp sagte, sie wolle das erst mit ihrem Mann besprechen, legte der Betrüger auf. Beim nächsten Mal versuchte er es mit dem „Enkeltrick“. Doch die Seniorin erkannte seine Stimme wieder. Auch damals hatten die Busskamps die Polizei informiert.

Die perfiden Methoden der Betrüger

Bei der Berliner Polizei ist die Masche, wie sie die Seniorin berichtet, so oder ähnlich gut bekannt. „Die Betrüger nutzen gezielt Ältere aus, weil sie der Polizei als dein Freund und Helfer besonders vertrauen und an das Gute im Menschen glauben“, sagt Kriminalhauptkommissarin Patricia Brämer. Außerdem hätten Senioren oft keinen Computer und damit auch kein Internet im Haus, um sich zu informieren. Ihre älteren Opfer suchen die Täter meist gezielt übers Telefonbuch. „Wer Horst oder Karl-Heinz heißt, kann nicht 25 Jahre alt sein.“ Ein zweiter Trick ist das Ausspionieren vor Ort, weiß die erfahrene Kriminalbeamtin. „Wie sehen die Häuser aus, liegt Spielzeug im Vorgarten, haben die Fenster altmodische Gardinen.“ Im Gespräch würden die Täter meist sehr geschickt vorgehen und versuchen, Informationen über Bankkonten, Schmuck, Vermögensverhältnisse und vorhandene Wertgegenstände zu bekommen. „Wichtig ist, kein Polizist, kein Bankmitarbeiter, keine Behörde fordern dazu auf, alles Geld zusammenzupacken und in einer Tasche vor die Tür zu stellen“, sagt Patricia Brämer. Misstrauisch werden sollte man auch immer, wenn man den Hörer nicht auflegen oder während des Gesprächs mit dem Handy zur Bank gehen und Geld von seinem Konto abheben soll. „So kann der Täter sicher sein, dass keine Person des Vertrauens befragt oder die richtige Polizei gerufen wird.“

Die Polizei rät dazu, sich die im Telefondisplay angezeigte Rufnummer zu notieren, aufzulegen und anschließend die „110“ zu wählen oder beim zuständigen Polizeiabschnitt anzurufen. Wertsachen sollten grundsätzlich nicht an Fremde übergeben werden. Unbekannte sollten auch nicht in die Wohnung gelassen werden. Im Zweifel den Nachbarn oder Hausmeister dazuholen.

Weitere Tipps und Betrugsmaschen gibt es unter www.polizei-beratung.de.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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