Der Sonderfall West-Staaken
Warum Staaken geteilt und vor mehr als 30 Jahren wiedervereinigt wurde

Gedenkstätte am ehemaligen Grenzübergang. | Foto:  Thomas Frey
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  • Gedenkstätte am ehemaligen Grenzübergang.
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Als die Bundesrepublik und die DDR im Jahr 1990 den Einigungsvertrag aushandelten, gingen sie von einer Prämisse aus.

Die DDR sollte dem Bundesgebiet beitreten, Deutschland damit wiedervereinigt werden. Innerhalb des Landes sollte es aber keine Grenzverschiebungen geben, also ein Gebiet von einem Bundesland in ein anderes wechseln. Diese Vorgabe ließ sich mit einer Ausnahme durchsetzen. Diese Ausnahme hieß West-Staaken.

Warum das so beschlossen wurde und warum Staaken geteilt und vor mehr als 30 Jahren wiedervereinigt werden musste, ist Ergebnis des Zweiten Weltkriegs und der daraus folgenden Spaltung Berlins. Nach Kriegsende wurde Berlin, wie Deutschland in vier Sektoren unter Verantwortung der Siegermächte aufgeteilt. Spandau gehörte zum britischen Sektor. Auf Spandauer Terrain befanden sich 1945 zwei Flugplätze, nämlich in Gatow und Staaken. Die Sowjetunion hatte in ihrem Berliner Sektor jedoch keinen Flughafen. Deshalb kam es zu einem Gebietsaustausch. Die Briten behielten Gatow und bekamen dort weitere Flächen, die bisher nicht zu Berlin gehörten, nämlich den sogenannten Seeburger Zipfel sowie Teile von Groß Glienicke. Dafür erhielt die Sowjetunion den Flugplatz Staaken, der teilweise ebenfalls nicht auf Berliner Gebiet lag. Teil des Austauschs wurde auch das angrenzende Terrain, also West-Staaken.

Die alte Remise im Sperrgebiet, aufgenommen am 5. April 1990. Aus dem Fotozyklus "Die Berliner Mauer 1987-1990".  | Foto: Stadtgeschichtliches Museum Spandau, Fotograf Robert Conrad
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Mit Beginn der Blockkonfrontation zwischen den Siegermächten wurde die Situation zu einem Problem auch mit teilweise kuriosen Zügen. Zunächst bestand eine Art Durch- und Nebeneinander in West-Staaken. Am 1. Februar 1951 besetzte die DDR-Volkspolizei das Gebiet. Bis zum Mauerbau 1961 war ein Passieren zwischen den beiden Ortsteilen zwar erschwert, aber noch möglich. Dann markierte der Betonwall entlang der Bergstraße, dem Nennhauser Damm und dem Finkenkruger Weg auch die Teilung Staakens. An der Heerstraße war bis 1988 der Grenzübergang für den Transitverkehr durch die DDR in Richtung Hamburg. Das vis a vis davon gelegene Fort Hahneberg befand sich bis zur Maueröffnung im Grenzbereich.

Nach dem 9. November 1989 gab es sehr schnell die Forderung, dass West-Staaken wieder Teil von Spandau und der Ortsteil damit ebenfalls wiedervereinigt werden müsse. Sie wurde vor allem vom damaligen Spandauer Bürgermeister Werner Salomon (1926-2014) vorgebracht. Im Einigungsvertrag fand diese „Lex Staaken“ dann Eingang. West-Staaken wäre rechtlich von 1952 bis 1990 von der DDR vorläufig verwaltet worden, schrieb Pfarrer Norbert Rauer bereits vor einigen Jahren in einer Klarstellung an das Spandauer Volksblatt. Teile von Groß Glienicke und der Seeburger Zipfel wären wiederum zwischen 1945 und 1990 vom Bezirk Spandau nur verwaltet worden. Erst der Einigungsvertrag habe festgelegt, dass zu Berlin gehöre, was schon an Berliner Wahlen teilgenommen habe.

In der ehemaligen Grenzkontrollstelle sind heute der Arbeitskreis Spandauer Künstler und die Bruno H. Bürgel-Sternwarte zu Hause. | Foto: Thomas Frey
  • In der ehemaligen Grenzkontrollstelle sind heute der Arbeitskreis Spandauer Künstler und die Bruno H. Bürgel-Sternwarte zu Hause.
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Wo einst in Staaken die Grenze verlief, war bald nach dem Mauerfall schon nicht mehr allgemein geläufig. Für kurze Zeit stand das Schild, das auf die Maueröffnung hinwies, an der falschen Stelle, nämlich am Ende der Heerstraße, wo Berlin heute an das Land Brandenburg grenzt. Richtig ist aber der Ort weiter östlich an der Heer-, Ecke Bergstraße. Der Fehler wurde korrigiert, das Schild dort angebracht.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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