Berlin hat jetzt eine öffentliche Blindenbibliothek
Steglitz. Berlins einzige öffentliche Blindenbibliothek ist jetzt in Steglitz eröffnet worden. Sie geht aus der Schulbücherei der Johann-August-Zeune-Schule hervor, der einzigen Schule für Blinde und Sehbehinderte in der Hauptstadt.
Im Zuge der Umgestaltung wurde der Bibliothekssaal modernisiert und barrierefrei gestaltet. 10 000 Bücher in Brailleschrift befinden sich zum Bestand. Darunter sind auch die sieben Harry-Potter-Bände, die in Punktschrift 39 Bände umfassen. Jeder einzelne ist so groß wie ein Atlas oder ein Telefonbuch.
Neben zeitgemäßer Kinder- und Jugendliteratur bilden tastbare und besonders kontrastreiche Bilderbücher für blinde und sehbehinderte Kinder einen Schwerpunkt. So gibt es die „Die kleine Raupe Nimmersatt“ auch als Tastbuchversion.
Ein umfangreiches Angebot mit Klassikern, Belletristik und Sachbüchern gibt es auch für Erwachsene. Als öffentliche Teilbibliothek können Kinder und Erwachsene aus ganz Berlin, über Fernleihe sogar aus dem ganzen Bundesgebiet, das Angebot nutzen.
Die neue Bibliothek trägt den Namen Betty Hirsch. Die blinde Sängerin und Pädagogin engagierte sich nach dem ersten Weltkrieg an der Berliner Blindenschule, deren Gründung auf das Jahr 1806 zurückgeht. Seit 1877 hat sie ihren Sitz in der Rothenburgstraße 14. An diesem Standort wurde vor rund 140 Jahren auch die Schulbücherei gegründet.
„Mit der Öffnung der Schulbücherei wollen wir allen Punktschriftlesern einen besseren Service und jedem Interessierten die Möglichkeit bieten, sich mit der Blindenschrift auseinanderzusetzen“, erklärt Schulleiter Thomas Schumacher. Er und sein Pädagogenteam hatten die Idee, die Blindenbibliothek der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit der Bibliothek soll aber auch das Lesen und Schreiben blinder und sehbehinderter Kinder gefördert werden. „Das ist wie bei Sehenden: die neuen Medien erleichtern vieles auch für Blinde. Aber das geschriebene Wort unter den Fingern zu spüren ist etwas anderes als die Worte nur zu hören. Unsere Kinder würden keine Rechtschreibung mehr lernen“, erklärt Schumacher. Den neuen Medien verschließe man sich aber nicht. Im Zuge der Erweiterung des Bestandes soll es später auch Hörbücher und Hörfilme geben. KM
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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