Die Sammlung von Alexander Schulz
Meine Berliner Verkehrsgeschichte: Vom Fahrplan bis zum Busmodell

Alexander Schulz mit dem Straßenbahn-Zielschild Mehringplatz in seinem Lager. Das Schild ist mindestens 60 Jahre alt. Denn 1967 wurde der Straßenbahnbetrieb im damaligen West-Berlin eingestellt.  | Foto:  Thomas Frey
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  • Alexander Schulz mit dem Straßenbahn-Zielschild Mehringplatz in seinem Lager. Das Schild ist mindestens 60 Jahre alt. Denn 1967 wurde der Straßenbahnbetrieb im damaligen West-Berlin eingestellt.
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Aufgezeichnet von Thomas Frey

Der öffentliche Nahverkehr ist ein ganz eigenes Kapitel in der Berliner Stadthistorie. Kaum jemand kennt es so gut, wie Alexander Schulz (39) aus Tegel. In seiner Sammlung findet sich nahezu alles, was zu diesem Thema in den vergangenen mehr als 100 Jahren wichtig war. Eine Leidenschaft, die er am besten selbst erklärt.

Warum wird jemand zum Sammler? Und wie finde ich mein Sammelgebiet? Die Fragen sind nicht immer ganz einfach zu beantworten. Bei mir lagen sie sozusagen in meiner Familie. Schon mein Großvater arbeitete bei der BVG, ebenso mein Vater. Ich bin nach beruflichen Umwegen vor mehr als zehn Jahren ebenfalls bei den Berliner Verkehrsbetrieben gelandet. Zunächst war ich U-Bahnfahrer, heute arbeite ich in der U-Bahnleitstelle.

Modell eines "großen Gelben" und eines blauen Flughafenbusses. | Foto: Thomas Frey
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Meine Sammelleidenschaft begann bereits als Kind in den 1980er‑Jahren. Mein erstes Sammelobjekt war eine blaue BVG-Fahrkartenhülle. Darin bewahrte ich Fahrscheine auf, die ich selbst entwertet oder geschenkt bekommen habe. In meiner Schultüte zur Einschulung befand sich auch ein Modellbus (allerdings nicht in der BVG-Version) von Wiking Miniaturmodelle. Das war der Grundstock für meine Sammlung, die inzwischen den gesamten Berliner öffentlichen Nahverkehr umfasst.

Eines der ältesten Fundstücke bewahrt Alexander Schulz in seiner Wohnung auf. Die Festschrift zur Eröffnung der heutigen U-Bahnlinie 3 im Jahr 1913. | Foto: Thomas Frey
  • Eines der ältesten Fundstücke bewahrt Alexander Schulz in seiner Wohnung auf. Die Festschrift zur Eröffnung der heutigen U-Bahnlinie 3 im Jahr 1913.
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Ich sammle Fahrpläne, Tickets, Zeitungsartikel, Bücher, Fotos, Dokumente zur Geschichte und Gegenwart von U- und S-Bahn, Straßenbahn und Bus. Auch Material zum ICE oder dem Transrapid habe ich im Sortiment. Eines meiner ältesten Schriftstücke ist die Festschrift anlässlich der Eröffnung der heutigen U-Bahnlinie 3 zum Thielplatz im Jahr 1913. Zu meinem Fundus gehören Spielzeugmodelle unterschiedlichster Bustypen. Playmobilfiguren, die den öffentlichen Nahverkehr zum Thema haben. Alte Dienstuniformen. Werbematerial aus verschiedenen Epochen. Ein altes Zielschild der Straßenbahn „Mehringplatz“ aus West-Berlin. Oder die Notbremse und der Hinweis auf das Raucherabteil aus einem U-Bahnwaggon.

Diese Exponate erinnern unter anderem daran, dass es in U- und S-Bahnen einst Rauchabteile gab.  | Foto: Thomas Frey
  • Diese Exponate erinnern unter anderem daran, dass es in U- und S-Bahnen einst Rauchabteile gab.
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Gerade die historischen Exponate sagen sehr viel nicht nur über die damalige Personenbeförderung, sondern insgesamt über die Zeit aus. In ihren Anfangsjahren kostete eine Fahrt mit der U-Bahn 10 bis 40 Pfennige. Das war zu Beginn des 20. Jahrhunderts für die meisten Menschen eine Menge Geld. Diese Art von Beförderung wurde zunächst vor allem von Wohlhabenderen genutzt. Heute sind diese dort eher seltener zu finden.

Viele Fundstücke aus der Verkehrsgeschichte sind bei Sammlern begehrt. Das gilt auch für manche Bücher, die schon lange nicht mehr aufgelegt werden. | Foto: Thomas Frey
  • Viele Fundstücke aus der Verkehrsgeschichte sind bei Sammlern begehrt. Das gilt auch für manche Bücher, die schon lange nicht mehr aufgelegt werden.
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Meine Sammlung ist im Laufe der Jahrzehnte auf verschiedene Weise gewachsen. Vieles bekam ich geschenkt, etwa von Kollegen, die meinten, sie hätten vielleicht etwas Interessantes für mich. Anderes habe ich für wenig Geld erworben. Manches fand ich auch auf Märkten oder bei Auktionen. Auch online wird einiges angeboten. Nicht selten werden da aber die Preise hochgetrieben. Gerade im Netz trifft sich oft eine große Sammlergemeinde. Und es ist erstaunlich, was für manche Raritäten verlangt oder sogar bezahlt wird. Selbst manche Bücher, vor allem wenn sie vergriffen sind, können Erlöse im dreistelligen Bereich erzielen.

Zwei Wimpel aus der Zeit, als auch der öffentliche Nahverkehr in Berlin geteilt war. Sie stammen von der BVB, den Verkehrsbetrieben im damaligen Ost-Berlin.   | Foto: Thomas Frey
  • Zwei Wimpel aus der Zeit, als auch der öffentliche Nahverkehr in Berlin geteilt war. Sie stammen von der BVB, den Verkehrsbetrieben im damaligen Ost-Berlin.
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Ich sehe meine Sammlung vor allem auch als riesiges Archiv. Ehrenamtlich arbeite ich als Redakteur bei den Berliner Verkehrsblättern, der Informationsschrift des Arbeitskreises Berliner Nahverkehr. Zum Jahresende gibt es dort immerhin eine kleine Aufwandsentschädigung. Sie wird dann häufig für den Kauf neuer Exponate oder Dokumente verwendet.

Aus wie viel Einzelstücken meine Sammlung besteht, kann ich nicht beziffern. Es sind auf jeden Fall einige Tausend. Allein in meiner Wohnung bringe ich sie schon lange nicht mehr unter. Duplikate lagern im Keller meiner Mutter, außerdem habe ich inzwischen einen Lagerraum angemietet. In dem ganzen Sammelsurium einigermaßen Ordnung und Übersicht zu behalten, erfordert einigen Zeitaufwand. Aber es ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Und noch bin ich nicht in einem Alter, um mir Gedanken darüber zu machen, was eines Tages aus meiner Sammlung wird.

Ein Zimmer, das eher wie ein Archiv aussieht. Alexander Schulz vor einem Teil seiner Sammlung. | Foto: Thomas Frey
  • Ein Zimmer, das eher wie ein Archiv aussieht. Alexander Schulz vor einem Teil seiner Sammlung.
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Es hilft, dass meine Frau mit meiner Leidenschaft für den öffentlichen Nahverkehr umgehen kann. Als wir uns kennenlernten, habe ich auch noch Briefmarken und Münzen gesammelt. Drei Sammlungen wären ihr zu viel, hat sie damals gesagt. Ich solle zwei aufgeben und nur noch eine weiterführen. Die Entscheidung ist mir nicht schwergefallen.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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