Das "Haus am Lützowplatz" wurde jetzt 50 Jahre alt
An der aktuellen Ausstellung wird besonders deutlich, was der künstlerische Leiter des Hauses, Marc Wellmann, als dessen "Programmatik" beschreibt. Unter dem Titel "Industrielandschaften" sind Bilder des in Köln und der Bretagne lebenden Künstlers Oliver Jordan zu sehen. Der Künstler zeigt etwa Ansichten des ehemaligen Eisenwerks Völklinger Hütte oder von einem Güterbahnhof in Essen. Menschen sind darauf nicht zu sehen. Damit spielt der Künstler zwangsläufig auf die heutige Verlassenheit solcher Anlagen an - und nicht zuletzt auf die damit verbundenen sozialpolitischen Probleme der ehemaligen Industrieregionen und die wirtschaftliche Lage ihrer früheren Arbeiter.
Eine Ausstellung wie gemacht also fürs "Haus am Lützowplatz". Denn seit seiner Eröffnung ist die Institution geprägt von sozialdemokratischen Themen. Kein Wunder, schließlich wurde der dazugehörige "Fördererkreis Kulturzentrum Berlin" auf Initiative der West-Berliner Landes-SPD gegründet. Egon Bahr war eines der Gründungsmitglieder. 1960 schließlich konnte der Verein das heutige "Haus am Lützowplatz" kaufen, das 1938 der "Verein Berliner Künstler" (VBK) einer jüdischen Familie, so Wellmann, "entrissen" hatte. Der "Fördererkreis" ließ das Gebäude, das als eines von nur zwei Häusern am Platz den Krieg überlebt hatte, in die heutige Form umbauen und eröffnete dort schließlich 1963 das ersehnte Kulturzentrum. Bereits seit 1950 hatte sich auch die kommunale Galerie des Bezirks Tiergarten eingemietet. Sie blieb bis Mitte der 90er-Jahre.
In den ersten Jahren ist das "Haus am Lützowplatz" vor allem Debattierklub für die Mitglieder des Fördererkreises gewesen. Der Schwerpunkt auf künstlerische Ausstellungen habe sich erst im Laufe der Jahrzehnte herauskristallisiert. "Heute machen wir das fast ausschließlich", sagt Marc Wellmann, der erst im April 2013 die künstlerische Leitung des Hauses übernommen hat.
Aber die "Programmatik" der sozialdemokratischen Gründerväter habe sich dennoch über die Jahre gerettet. "Das bildet sich bei den Vereinsmitgliedern ab, aber eben auch bei unseren Ausstellungen." Wer am Lützowplatz ausstelle, müsse in seinen Werken durchaus "eine kritische Haltung und einen Wirklichkeitssinn" zeigen. Damit entstehe eine "Brücke zwischen Politik und Kunst."
Abgesehen von der inhaltlichen Ausrichtung ist man am Lützowplatz stolz darauf, nicht von der Politik beziehungsweise der öffentlichen Hand abhängig zu sein. Der Verein finanziert sich aus Mieteinnahmen, die er durch das Haus erzielt. Im Untergeschoss ist eine Kneipe untergebracht, in den Obergeschossen unter anderem die Kulturstiftung der Länder und das Hauptstadtbüro der Kulturstiftung des Bundes. Auch der Seitenflügel wird vom Verein vermietet. Dort gibt es zudem eine "Studiogalerie", die Wellmann künftig mit eigenständigen kleinen Ausstellungsprojekten stärker in den Fokus rücken will.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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