Anwohner klagen nach dem Gleisaustausch über noch mehr Lärm
"Das Anfahren und Quietschen der Züge geht durch Mark und Bein", klagt die Anwohnerin. Ihre Konzentration leide, sie finde keinen Schlaf. Aber wegziehen wolle sie auch nicht. Helmut H. in der Flensburger Straße hat 1006 Züge gezählt, die täglich an seiner Wohnanlage vorbeifahren. "Ohne Lärmschutz", sagt H. Aus Sicherheitsgründen seien in diesem Jahr auf 200 Meter Länge Pappeln abgeholzt worden. Sie boten noch etwas Schutz.
"Wir werden uns des Themas annehmen", verspricht der Verordnete Olaf Lemke vom CDU-Kreisverband Mitte. Der 36-Jährige ist gleichzeitig Mitarbeiter des CDU-Bundestagsabgeordneten Philipp Lengsfeld. Der wolle sich vor Ort ein Bild machen und mit Betroffenen sprechen, kündigt Lemke an. "Der Bezirk selbst kann wenig machen." In Sachen Lärmschutz sei das Eisenbahn-Bundesamt zuständig. Die Behörde kartiert die Lärmbelastung des Schienenverkehrs. Der Blick auf Berlin zeigt, dass die Strecke zwischen Zoo und Hauptbahnhof stark belastet ist. Gleichzeitig aber stellt das Amt fest: "Ein gesetzlicher Anspruch auf Lärmschutz besteht nur dann, wenn Schienenwege neu gebaut oder wesentlich geändert werden." Die Bundesregierung habe jedoch 1999 ein Lärmsanierungsprogramm eingerichtet. Mit ihm könne auch an bestehenden Strecken Schallschutz installiert werden. Aber auch auf diese "Lärmsanierung" gebe es keinen Rechtsanspruch.
Olaf Lemke verweist auf den Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD. "Es gibt den klaren Willen, den Lärmschutz weiter zu stärken." Schienenlärm soll bis 2020 halbiert werden. Dafür will der Bund die Mittel aufstocken. Und künftig soll der Lärmgrenzwert auch für "umfassende Streckenertüchtigungen im Bestandsnetz" um fünf Dezibel gesenkt werden. Hausbewohner und weitere Betroffene aus der Nachbarschaft haben sich zusammengeschlossen und sammeln Protestunterschriften. Listen liegen beispielsweise im Kiosk gegenüber dem S-Bahnhof Bellevue aus.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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