Ein Fußballverein zerlegt sich selbst
Streit zwischen TeBe-Vorstand und Fans eskaliert

Ist dieses Zerwürfnis noch zu kitten? Spätestens nach der Mitgliederversammlung bei Tennis Borussia Berlin am 30. Januar steht fest: Die Gräben zwischen dem Vorstand und den Fans sind noch tiefer als schon befürchtet. Und das Sportliche steht schon lange nicht mehr im Mittelpunkt.

Dem Vorstandsvorsitzenden Jens Redlich, unterstützt von seinen Vorstandsmitgliedern und dem Ältestenrat, wurde und wird von großen Teilen der Fans ein autokratischer Führungsstil vorgeworfen – im Gegenzug heißt es, dass insbesondere die Abteilung Aktive Fans (TBAF) den Fußballklub für ihre politischen Interessen missbrauche.

Presse war nicht zugelassen

Auf der Mitgliederversammlung ging es nun unter anderem darum, einen Aufsichtsrat zu wählen. Presse war nicht zugelassen – eine objektive Einschätzung deshalb nur schwer möglich. Ein Mitglied, das namentlich nicht genannt werden möchte, schildert seine Eindrücke: „So etwas habe ich noch nicht erlebt. Hier ist ein Verein, unser Verein, mein Verein gerade dabei, sich komplett selbst in seine Einzelteile zu zerlegen.“

Tumultartige Szenen

Tumultartige Szenen sollen sich abgespielt haben. Es soll zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. Auch die Polizei war kurz vor Ort. Und es gab eine Wahl, „eine Farce“, wie aus Kreisen der Fans zu hören ist. Zahlreiche der wahlberechtigten Mitglieder seien vielen treuen TeBe-Fans völlig unbekannt gewesen. Der Vorwurf vom Stimmenkauf steht im Raum. Fakt ist: Knapp 600 Stimmberechtigte waren anwesend. Mehr als sechs Mal so viele wie bei der letzten Mitgliederversammlung. Mit ihren Stimmen wurden „vorstandsnahe“ Personen in den Aufsichtsrat gewählt. Und da auch die Spieler und Trainer des Oberligateams für diese Personen gestimmt haben, könnte sich der Groll der Anhänger nun auch auf den sportlichen Bereich auswirken. Wie es aus Kreisen der Fans heißt, wollen viele den Spielen zunächst einmal fernbleiben.

Vorstand spricht von "hasserfüllter Polemik"

Während die Fanseele tobt, unterstellt der Vorstand einigen Fans in einer öffentlichen Stellungnahme eine hasserfüllte Polemik und behält sich gegen „einzelne bekannte Fans“ rechtliche Schritte wegen Beleidigung und Bedrohung vor. Die „große Anzahl neuer Mitglieder“ wird in dieser Stellungnahme erwähnt – auf den Vorwurf eines möglichen Stimmenkaufs wird nicht eingegangen. Indes heißt es: „Das deutliche Ergebnis der Nachwahlen zu den Vereinsgremien zeigt, dass die strategischen Ziele der Vereinsführung von der Mehrheit der Mitglieder unterstützt werden.“

Quo vadis, TeBe?

Auch die TBAF hat in einem öffentlichen Statement reagiert: Die Zwischenrufe zu Beginn und im weiteren Verlauf der Versammlung hätten sich zumeist auf grobe Verstöße der Versammlungsleitung gegen Satzung und Vereinsrecht bezogen. „Unter anderem setzte die Versammlungsleitung statt einer Nachwahl einzelner Aufsichtsratsposten unzulässigerweise eine komplette Neuwahl des Gremiums auf die Tagesordnung“, heißt es. Vordringlichstes Ziel der TBAF sei es gewesen, „die dringend erforderliche Einhaltung der Vereinssatzung und die ordnungsgemäße Kontrolle des Vorstands durch einen unabhängigen Aufsichtsrat sicherzustellen.“ Quo vadis, TeBe?

Autor:

Michael Nittel aus Reinickendorf

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