Weniger Menschen ertrunken: Wasserretter ziehen in Spandau Bilanz
Wilhelmstadt. Die DLRG zieht Bilanz: Trotz vieler Unfälle im vorigen Sommer ist die Zahl der Badetoten rückläufig. 392 Todesfälle gab es in deutschen Gewässern, davon zehn in Berlin
. In deutschen Gewässern sind im Jahr 2014 insgesamt 392 Menschen ertrunken. Das waren 54 Todesfälle weniger als Vorjahr. Mit 79 Ertrunkenen führt Bayern die traurige Statistik an. In Berlin starben zehn Menschen beim Baden. Diese Zahlen gab jetzt der Präsident der Deutschen-Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG), Hans-Hubert Hatje im Siegfried-John-Haus Am Pichelssee 20 bekannt. Dort hat der DLRG-Landesverband Berlin seinen Sitz.
Dass nicht noch mehr Menschen starben, ist dem Einsatz der bundesweit mehr als 47 000 DLRG-Retter zu verdanken. Sie bewahrten immerhin 773 Menschen vor dem Ertrinken. Das waren 87 Personen mehr als 2013. In 109 Einsätzen riskierten die Ehrenamtler sogar ihr eigenes Leben, um die Opfer lebend an Land zu bringen. „Das zeigt, dass unsere Retter selbst bei starker Strömung, Sturm und anderen Gefahren um jedes Leben kämpfen“, würdigte Hatje die Leistungen der Rettungsschwimmer. Allein zwei Millionen Stunden investierten sie, um Seen und Ostseeküste ehrenamtlich zu überwachen. Kommt es zu Unfällen im Wasser, sind Leichtsinn, Selbstüberschätzung oder Unkenntnis der Gewässer die häufigsten Ursachen.
Das erleben auch die rund 60 Retter der DLRG-Spandau immer wieder. Vor allem an wilden Badestellen. Marcus Raasch, Geschäftsführer des DLRG-Landesverbandes Berlin, warnte deshalb ausdrücklich davor, dort Schwimmen zu gehen. „Die Gefahr dort zu ertrinken, ist um ein Vielfaches höher als an Badestellen, die von unseren Rettungsschwimmern beaufsichtigt werden.“ Überwacht werden in Spandau die Strände am Groß Glienicker See und an der Havel in Hakenfelde, die Große Badewiese und die Bürgerablage. Mehr als 27 000 Wach- und Bereitschaftsstunden leisteten die DRK-Helfer dort im letzten Jahr. 140 Mal waren sie im Einsatz, vier Mal retteten sie Menschen vor dem Ertrinkungstod. Todesfälle gab es zum Glück in Spandau keine.
Sorge bereitet der DLRG neben dem Nachwuchsmangel vor allem die abnehmende Schwimmfähigkeit der Deutschen. Wenn Bäder geschlossen und der Schwimmunterricht von den Stundenplänen gestrichen werde, sei dies alarmierend, so Hatje weiter. In Berlin sind seit dem Jahr 2007 vier Bäder geschlossen worden. Laut einer DLRG-Studie hat sich im gesamten Bundesgebiet die Zahl der geschlossenen oder akut von Schließung bedrohten Bäder auf 900 erhöht. „Die Folgen bekommen wir bereits alle zu spüren“, sagte der DLRG-Präsident. So könnten etwa 25 Prozent aller Grundschulen keinen Schwimmunterricht mehr anbieten, weil sie kein Bad in der Nähe haben. Jeder zweite Schüler der 4. Klasse ist kein sicherer Schwimmer mehr. Hatje mahnte darum dringend die Politik, Schwimmbäder zu erhalten oder neue zu bauen.
Die DLRG hat sich 1913 mit der Aufgabe gegründet, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Von 1950 bis 2014 hat sie knapp 22 Millionen Schwimmprüfungen und mehr als 4,5 Millionen Rettungsschwimmprüfungen abgenommen. Die DLRG hat rund 1,3 Millionen Mitglieder und Förderer und finanziert sich hauptsächlich über Spenden. Vom Land Berlin bekommt der DLRG-Landesverband jährlich nur rund 90 000 Euro.
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Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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