Streit um noble Wohnanlage: Bezirk will Zäune einreißen

Vom öffentlichen Gehweg in den "Rosengärten" gibt es kein direktes Durchkommen zum Olivaer Platz. | Foto: Schubert
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Wilmersdorf. Kleinkrieg um abgeriegelte "Rosengärten": Stadtrat Marc Schulte (SPD) fordert freien Zugang zwischen dem neuen Wohnkomplex an der Württembergischen Straße und dem Olivaer Platz. Er greift jetzt zum äußersten Mittel: der Enteignung.

Es erklingt ein lautes elektrisches Surren. Kurz darauf öffnet eine Mutter die entriegelte Pforte, schlendert mit ihrer Tochter ins Freie, nimmt Kurs auf den Kurfürstendamm. Dann fällt das schwere Gatter wieder ins Schloss. So viel steht fest: Dies ist kein Durchgang für jedermann.

Was an der Württembergischen Straße entstand, könnte man als softe Form einer "Gated Community" bezeichnen. Neue Bewohner beziehen eine gediegene Insel mit innenliegendem Freizeitbereich, riegeln sich ab gegen den Rest der Stadt. Allerdings steht in diesem Fall ein Hintertürchen von Seiten der schläfrigen Düsseldorfer Straße auch Ortsfremden offen. Nach Norden hin zum Olivaer Platz, einem Schauplatz ständiger Trinkgelage, rüttelt man aber vergeblich am Tor.

"Rosengärten" nennt sich die Anlage, welche hier die Bauwert Investment Group für eine nicht ganz zahlungsschwache Bewohnerschaft erschuf. Mehr als 200 Unterkünfte sind größtenteils schon bezogen. Nun tobt ein Streit mit dem Bezirksamt um das Haus am Olivaer Platz 6, das bereits im Jahre 1991 als Brückenbau mit Durchgangsöffnung entstand. Eine Zeit, als sich auf der Südseite noch die Kleingartenkolonie "Württemberg" befand.

Jetzt aber siedelt man hier aber hinter großen Glasflächen in einem Hof-Idyll. Und der Eigentümer, die Firma Beta Immobilien, ist gewillt, dieses Idyll zu wahren.

Gemäß der Abmachung mit dem Bezirksamt entstand zwar ein öffentlicher Gehweg mit zwei Spielplätzen im hinteren Teil des Areals. Doch dass der Bebauungsplan eine zweite Öffnung zum Olivaer Platz verlangt, davon will die Firma nichts wissen.

Weil die Anwälte des Grundstückseigentümers damit argumentieren, der Bebauungsplan sei veraltet und nicht mehr bindend, geht Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte nun einen drastischen Schritt: Bei der zuständigen Behörde der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat er für die strittige Fläche eine Enteignung beantragt. Dies gilt als letztes verbleibendes Instrument, wenn keine Einigung mehr zu erreichen ist.

Die Entschädigungssumme wäre gering, sagt der Stadtrat. Doch der Prozess könnte sich über Jahre hinziehen. Schulte ist von der stadtplanerischen Wichtigkeit des freien Zugangs fest überzeugt. So griff er im Ausschuss für Stadtentwicklung denn auch zu einem hoch gestochenen Vergleich: "Ich denke, dass gerade in Berlin Mauern fallen müssen."

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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