Fair unverpackt
Florian Remmler eröffnet plastikfreien Laden
Er hatte es satt, mit seinen Mehrwegbehältern im Auto ewig durch Berlin zu fahren, um möglichst plastikfrei und CO2-neutral einkaufen zu können. Also hat Florian Remmler am 4. April selber einen Laden eröffnet. „Fair unverpackt“ hat er sein Geschäft in der Düsseldorfer Straße genannt.
Schon seit Jahren kaufen er und seine Frau Masechaba nicht mehr im Discounter ein. Zuviel Plastik um die Produkte herum, zu groß der CO2-Ausstoß bei deren Herstellung und auch mit der Qualität der Lebensmittel war das Paar nicht immer einverstanden. „In den Bioläden hatte ich aber immer noch das Problem, dass zu viel Ware nicht unverpackt beziehungsweise in Plastik eingeschweißt ist. Und an der Fleischtheke gab es immer einen anderen Grund, warum ich mein Glas nicht rüberreichen durfte“, erklärt Florian Remmler. Sein Beruf als Sozialarbeiter schmeckte ihm ebenfalls nicht mehr, „der Rest war dann, es einfach zu machen“.
Per Crowdfunding finanzierte er sich seinen Traum mit, richtete sich die Räumlichkeiten in der Düsseldorfer Straße ein und nun hat der erste Laden im Bezirk geöffnet, der dabei hilft, Plastik und CO2 einzusparen. Um die 270 Produkte bietet Florian Remmler an, Trockennahrung wie Nudeln, Erbsen, Sojabohnen, Haferflocken, Müsli und Cornflakes fallen aus mehr als 40 Spendern in die Mehrwegbehälter der Kunden. Eine Ecke des Geschäfts hat er zu einem Mini-Café gemacht.
Richtig stolz ist Remmler auf seine Waschmittelstation. An seiner Abfüllstation lasse sich das Konzentrat abfüllen, zuhause kann der Kunde es dann selber verdünnen. Komplett plastikfrei, größtenteils vegan und aus regionalen Schmieden sind seine Kosmetikartikel. „Unverpackte feste Seifen, Shampoo oder Conditioner sind sehr modern geworden“, weiß Remmler. Die Trockenfrüchte hingegen kommen nicht alle aus Berlin und dem Brandenburgischen, „Ananas und Mango wächst nun mal nicht bei uns.“ Aber er habe jemanden gefunden, der die Früchte in kleinen Mengen selber trocknet und dafür auch Lebensmittel rettet. „Zum Beispiel Äpfel, die sonst weggeworfen würden.“
Remmler weiß, dass seine Produkte mehr Geld kosten als im Discounter. „Das ist einfach eine Haltungsfrage.“
In der Nachbarschaft scheint man jedenfalls die Eröffnung des „Fair unverpackt“-Ladens sehnsüchtig erwartet zu haben. Viele von ihnen kamen am ersten Tag. Und Masechaba Remmler berichtet: „Das Crowdfunding war Ende Februar zu Ende. Da dachten viele, jetzt müsse der Laden doch gleich öffnen und haben ungeduldig durch das Fenster geguckt.“ Der Eröffnung inmitten der Corona-Krise gewinnt Florian Remmler durchaus Positives ab. „Das war ja nicht abzusehen, als ich im Oktober mit den Planungen angefangen habe. Aber es ist mir ganz recht so. Es können gerade nur wenige auf einmal in den Laden, das verschafft mir ein wenig Luft, um meine Produkte und den Umgang mit der Kasse besser kennenzulernen.“
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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