Haushaltssperre: Musikschule darf keine neuen Verträge abschließen
Die Musikschule ist mit rund 8000 Schülern und 320 Dozenten die größte kommunale Einrichtung dieser Art in Deutschland. Sie kann vorerst keine neuen Schüler unterrichten und keine Verträge verlängern. "Eine Mutter wollte die Unterrichtszeit für ihr Kind von 30 auf 45 Minuten erhöhen, das geht jetzt nicht. Zwei Schüler von mir kündigten, weil sie ein paar Monate ins Ausland gingen. Sie kommen jetzt zurück und werden keinen neuen Vertrag bekommen", beschreibt Dirk Strakhof, Lehrer für Kontrabass und E-Bass, die Folgen. Strakhof befürchtet, dass Schüler an private Musikschulen abwandern, obwohl dort höhere Gebühren zu zahlen sind.
Bis auf die fest angestellten Fachbereichsleiter gibt es nur Honorarkräfte an der Schule. Strakhof sieht auf sich und seine Kollegen, finanzielle Einbußen zukommen. "Wenn wir weniger als 16 Stunden à 45 Minuten unterrichten, fällt eine arbeitnehmerähnliche Zulage des Senats von zehn Prozent weg." Auch müsse die Musikschule durch den Aufnahmestopp auf Einnahmen verzichten. "Die Schule muss zwar weniger Honorare zahlen, aber weniger Schüler bedeuten auch weniger Einnahmen durch Gebühren. Es wird sehr wenig eingespart."
Der Leiter der Leo-Borchard-Musikschule, Joachim Gleich bedauert, dass neue Verträge nicht abgeschlossen werden dürfen. Dies hänge mit der Subventionierung des Unterrichts zusammen. Gleich: "Die Eltern zahlen weniger als in einer privaten Einrichtung bei gleich hohem Verwaltungsaufwand. Die Gebühren decken nur rund 50 Prozent der Kosten."
Er verspricht aber, bereits angemeldete Schüler sofort zu informieren, sobald die Schule wieder Verträge abschließen dürfe. Wann dies sein könnte, wagt er nicht vorauszusagen.
Einen Lichtblick gibt es aber. 2014 und 2015 hat Steglitz-Zehlendorf vom Senat jeweils 147 000 Euro zusätzlich für die Musikschule erhalten. Davon konnten zwei halbe Stellen im Fachbereich Jazz, Rock, Pop eingerichtet werden.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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