Was Zehlendorfer über den Rückzug des Papstes denken
Bürgermeister Norbert Kopp (CDU) sagte, er sei von der Nachricht am Montag überrascht worden. Er sei erstaunt, dass der Papst von sich aus die Entscheidung getroffen habe. "Ich finde es sehr mutig und verantwortungsvoll, wenn er den Eindruck hat, der Verantwortung nicht mehr gerecht zu werden, das Amt aufzugeben." Doch Kopp sagt auch: "Ich hätte mir gewünscht, dass er sein Pontifikat länger hätte führen können. So müssen wir die Entscheidung akzeptieren."Von einem neuen Papst erwartet der katholische Bürgermeister, der auch im Kirchenvorstand seiner Gemeinde St. Benedikt sitzt, dass er "nicht dem Zeitgeist nachgibt" und die "Kontinuität im Katholischen Glauben" bewahrt. Zwar könne er sich Fortschritte in der Ökumene vorstellen, zum Beispiel in der Bibelarbeit, so Kopp, doch ohne gemeinsames Abendmahl: "Das braucht nicht zu sein. Es gibt doch noch den Unterschied zwischen den Katholiken und der Evangelischen Kirche." In Afrika und Asien werde der katholische Glaube viel intensiver gelebt, so dass der neue Pontifex auch von dort kommen könnte.
Wehmut schwingt auch beim Bundestagsabgeordneten Karl-Georg Wellmann mit: "Benedikt ist eine intellektuell und spirituell beeindruckende Persönlichkeit. Ich bedaure, aber respektiere seinen Rücktritt. Vom Nachfolger wünsche ich mir, dass er die notwendigen Reformen voran bringt und dem ökumenischen Dialog neue Impulse gibt", sagt der evangelische Christ.
Zurückhaltung bei den Katholiken. Pfarrer Carl-Heinz Merz von der Zehlendorfer Herz-Jesu-Gemeinde findet den Ruhestand "bedauerlich, aber vernünftig." Armin Köbler, Pfarrer der Gemeinde Zu den Heiligen Zwölf Aposteln in Schlachtensee, zeigt auch Verständnis: "Benedikt hatte schon angekündigt, dass er, wenn die Gesundheit nachlässt, zurücktreten würde. Die Spannungen im Hintergrund der Kurie in der Schlussphase von Johannes Paul II haben ihm die Entscheidung erleichtert. Er wollte zu einem Zeitpunkt zurücktreten, wo er es noch steuern konnte."
Auf die Frage nach dem Nachfolger sagt Kögler: "Ich hoffe, dass es kein Europäer ist. Wir sind Weltkirche", so der Priester. Die Fixierung auf die erste Welt lehnt er ab. "Wir haben geradezu einen Tunnelblick, keine wirkliche Weite. In Lateinamerika oder Korea gibt es gute Kandidaten."
"Ich finde es sehr gut abzutreten, wenn man merkt, dass die Kräfte nicht mehr reichen", sagt Raja Scheepers, Pfarrerin der Evangelischen St. Annen-Gemeinde in Dahlem. Vom Nachfolger wünscht sie sich, die Probleme der Gegenwart anzupacken. Der Neue könnte mehr für die Ökumene tun, indem er mit den Protestanten auf Augenhöhe spreche und etwa ein gemeinsames Abendmahl mit den evangelischen Christen möglich mache, so die 38-Jährige.
Auch Pedro Pinera Paula (52) respektiert die Entscheidung und wünscht sich den neuen Papst vom schwarzen Kontinent. "Eigentlich war die Abdankung fast abzusehen. Er wirkte müde", sagt Heinz Zimmermann (65). "Ich erwarte gar nichts vom Nachfolger, ich glaube nicht, dass sich etwas verändern wird", erklärt der Maschinenbau-Ingenieur im Ruhestand und evangelische Christ.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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