Villa der Sidonie Scharfe
Vom Lehnschulzengut zum klassizistischen Prachtbau

Die Hochzeitsvilla ist ein äußerst beliebter Ort zum Heiraten. Die Lehnschulzentochter Sidonie Scharfe ließ das Gebäude 1892 errichten.  | Foto: Ulrike Martin
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  • Die Hochzeitsvilla ist ein äußerst beliebter Ort zum Heiraten. Die Lehnschulzentochter Sidonie Scharfe ließ das Gebäude 1892 errichten.
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Einer der schönsten Orte in Berlin für eine standesamtliche Trauung liegt in Zehlendorf Mitte. Am Teltower Damm 10, direkt am Dorfanger, steht die sogenannte Hochzeitsvilla, auch Villa Sidonie genannt.

Das frühklassizistische Gebäude verfügt über zwei repräsentative Hochzeitszimmer mit jeweils 16 Sitz- und neun Stehplätzen. Trauungen finden montags bis freitags sowie jeden ersten Sonnabend im Monat statt, außer im November und von Januar bis März. Interessenten für die Sonnabende sollten sich allerdings mindestens ein halbes Jahr vor der geplanten Trauung auf http://asurl.de/13ys anmelden.

Dass in diesem Gebäude Ehen geschlossen werden können, ist der Bauherrin Sidonie Scharfe (1834-1909) zu verdanken. Sie war die Tochter von Andreas Scharfe, der 1836 das Lehnschulzengut Zehlendorf erwarb. Dort wuchs Sidonie mit ihrer Schwester Marie auf. Letztere heiratete später Julius Pasewaldt, der ab 1870 das Lehnschulzengut, das größte in Zehlendorf, verwaltete. 1891 beauftragte Scharfe den angesehenen Maurermeister Fritz Schirmer mit dem Bau ihrer Villa auf der Fläche, wo die Brennerei und das Wirtschaftshaus des Gutes gestanden hatten. Ein Jahr später war das Haus an der Hauptstraße, dem heutigen Teltower Damm, fertiggestellt. Es ist das älteste innerhalb der westlichen Randbebauung des Teltower Damms. Das Mansardendach ist im französischen Stil gehalten, der Giebelaufbau hat barocke Elemente, und der Eingang erinnert an eine italienische Loggia.

Sidonie Scharfe blieb unverheiratet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts trat sie mehrfach als Wohltäterin auf. Sie gründete 1891 das Wilhelm-Friedrich-Stift in der Alsenstraße, der heutigen Fischerhüttenstraße. In dieser Zeit wurde die Landwirtschaft mehr und mehr aufgegeben, und das Stift bot den arbeitslosen Mägden und Knechten eine Unterkunft.

Scharfe war auch Vorsitzende eines Diakonievereins. Sie stellte Grund und Boden zur Verfügung, damit 1904 die evangelische Pauluskirche mit dem Pfarrhaus errichtet werden konnte. Zudem war sie Gründungsmitglied des Vereins „Haus Schönow“, einer Nervenheilanstalt für bedürftige Kranke. Heute ist das Haus am Teltower Damm 195 das evangelische Pflegewohnheim Schönow.

Zwei Jahre vor ihrem Tod schrieb Scharfe ihr Testament. Dort legte sie die Verfügung nieder, ein Stift für arme Witwen und „alte Mädchen“ zu bauen. Das Stift sollte ihren Namen tragen.

Die Sidonie-Scharfe-Stiftung verfügt über zwei 1914 und 1926 errichtete Häuser für betreutes Wohnen. Sie liegen auf dem Grund und Boden der Stifterin an der ab 1896 nach ihr benannten Scharfestraße westlich der Clayallee.

Schade wurde auf dem Kirchhof der Alten Dorfkirche neben dem Heimatmuseum im Familiengrab beigesetzt.

Die Hochzeitsvilla ist ein äußerst beliebter Ort zum Heiraten. Die Lehnschulzentochter Sidonie Scharfe ließ das Gebäude 1892 errichten.  | Foto: Ulrike Martin
Nach Sidonie Scharfe ist eine Stiftung für betreutes Wohnen benannt. | Foto: Sidonie-Scharfe-Stiftung
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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