Die Silberkugeln von Adlershof
Thermokonstante Labore stehen unter Denkmalschutz

Die Pläne für die Silberkugeln stammen vom Akademie-Hausarchitekten Horst Welser. Sie haben rund zehn Meter Durchmesser. | Foto: Ralf Drescher
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  • Die Pläne für die Silberkugeln stammen vom Akademie-Hausarchitekten Horst Welser. Sie haben rund zehn Meter Durchmesser.
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Das Areal rund um die Rudower Chaussee ist seit rund 100 Jahren ein Hort der Wissenschaft. Bereits 1912 wurde die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt etabliert, nach 1945 residierte hier die Akademie der Wissenschaften der DDR. Technische Denkmale erinnern an diese Zeiten.

Neben dem riesigen Windkanal, de heute der Humboldt-Universität gehört, fallen die beiden Silberkugeln an der Rudower Chaussee/Einmündung Straße am Studio auf. Sie wurden 1960 für das Zentralinstitut für physikalisch Chemie errichtet. Eine schlichte Treppe führt in die beiden Kugeln. Im Vorraum sieht es aus wie in einem Luftschutzbunker des Zweiten Weltkriegs, ein paar Kabel auf nackter Betonwand, sonst nichts. Offiziell hießen die Silberkugeln "Thermokonstante Labore", eine Art Geheimprojekt. Geplant waren geheime Experimente zu Luft- und Raumfahrt der DDR, die unter gleich bleibenden Temperaturbedingungen stattfinden sollten. Der Aufwand beim Bau der Kugeln war enorm. Die sichtbare Aluminiumschicht ist nur zwei Millimeter dick. Getragen wird alles von einer zehn Zentimeter starken Betonschale. Die Dämmstoffschicht, die die Temperatur konstant halten sollte, ist einen Meter dick.

Die Klimatisierung der Anlage wirkt ziemlich einfach, zur Temperaturregelung wurden wie zu DDR-Zeiten auch bei privaten Aquarien üblich, Kontaktthermometer verwendet. Diese sowie ein Teil der technischen Ausstattung wie Stromversorgung und Wässerungseinrichtungen für Laboranordnungen sind im Innern erhalten. Die Kugellabore selbst stehen unter Denkmalschutz und wurden bereits 2006 vom neuen Grundstückseigentümer Europa-Center restauriert.

Wann die Labore zuletzt genutzt worden sind, lässt sich nicht mehr feststellen. Ein Inventuraufkleber mit der Bezeichnung „ZIPC“ – Zentralinstitut für physikalische Chemie – stammt von 1986.

„Ein Problem war wohl die Erwärmung, die die Laboranten selbst in die Labore hineingetragen haben. Deshalb wurden später zusätzlich Klimatruhen eingebaut. In den letzten Jahren der DDR wurden die Kugeln von der Akademie nur noch als Lagerräume genutzt“, erinnert sich Klaus Ulbricht. Der SPD-Politiker, nach der Wende bis 2006 Bürgermeister von Treptow-Köpenick, hatte bis 1991 am Zentralinstitut für physikalische Chemie gearbeitet, eine seiner Mitarbeiterinnen war die heutige Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Eine Nutzung der Kugellabore zum Beispiel als kleines Café, kommt aus Sicherheitsgründen, es gibt unter anderem keinen zweiten Fluchtweg, nicht in Betracht. Gelegentlich können sie aber an Tagen des offenen Denkmals besichtigt werden.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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