Was erinnert noch an das Dorf? Die Hauptstraße ist die älteste Straße im Ortsteil

Blick in die Hauptstraße, rechts das leer stehende Schloss. Bis um 1900 herum hieß der Verkehrsweg Dorfstraße.
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Mit 730 Metern ist sie nicht die längste und gewiss auch nicht die schönste Straße. Sie endet in einer Sackgasse und teilt sich ihren Namen mit einem halben Dutzend anderer Verkehrswege in der Stadt. Einen Superlativ verdient die Hauptstraße aber: Sie gilt als älteste Straße von Alt-Hohenschönhausen.

Hauptstraße heißt sie erst seit der Wende zum 20. Jahrhundert. Aus der Taufe gehoben wurde sie um das Jahr 1230 herum als Dorfstraße - etwa in diese Zeit fällt auch die Entstehung der Ortschaft Hohenschönhausen. An ihrem Verlauf von der Ecke Konrad-Wolf-, Seefelder- und Suermondtstraße über die Rhinstraße hinweg bis zur Sackgasse nördlich der Kreuzung zur Gärtnerstraße änderte sich über die Jahrhunderte wenig. Deutlich gewandelt hat sich aber das Erscheinungsbild links und rechts des Verkehrswegs.

Bis in die 1970er-Jahre siedelten Kleinbetriebe wie Schmieden oder Schlachtereien an der Hauptstraße. Auch einzelne Bauernhöfe gab es noch. Mit ihren vielen aus dem 19. Jahrhundert stammenden Häusern erinnerte die Gegend zu jener Zeit an ein märkisches Dorf. Das änderte sich in den 1980er-Jahren mit dem Wohnungsbauprogramm der SED. An der Haupt-, Rhin- und Wartenberger Straße entstanden Plattenbauten, die das Quartier bis heute prägen. Gleichzeitig wurden die Fahrbahnen mehrspurig ausgebaut.

Das älteste Gebäude an der Hauptstraße ist die Taborkirche mit der Hausnummer 43. Sie entstand im späten 13. Jahrhundert und damit fast 100 Jahre vor der ersten urkundlichen Erwähnung Hohenschönhausens im Jahr 1352. Im Gutshaus – auch Schloss genannt – an der Hauptstraße 44 lebte bis 1736 die Adelsfamilie von Röbel, die neben Hohenschönhausen noch weitere Dörfer nordöstlich des mittelalterlichen Berlins besaß, unter anderem knapp die Hälfte von Wartenberg.

In den 1920er-Jahren wohnte dort Paul Schmidt, seines Zeichens Erfinder der Taschenlampe und der Trockenbatterie. Er verkaufte das Gebäude 1929 an die Stadt Berlin, die es unter anderem als Kindergarten, Haushaltsschule, Luftabwehrzentrale und Krankenhaus nutzte. Seit 1990 steht das Gutshaus leer. Der Förderverein Schloss Hohenschönhausen bemüht sich um eine Restaurierung, erste Arbeiten begannen 2005. Die Pläne für ein Bürgerschloss Hohenschönhausen sehen einen Biergarten und Räume für Kulturveranstaltungen vor.

Genau zwischen Kirche und Gutshaus steht die ehemalige Dorfschule. Das Gebäude hatte zwischenzeitlich die unterschiedlichsten Mieter – es war Jugendheim, Polizeidienststelle, Wohnhaus der Wehrmacht und Ausgabestelle für Lebensmittelkarten. Zu DDR-Zeiten saß die Bauleitung für das Neubaugebiet Hohenschönhausen-Nord im Haus, später beherbergte es einen Jugendklub und eine Bibliothek.

Der Name des Einkaufszentrums schräg gegenüber von Schloss und Schule geht auf ein Lokal in der Hauptstraße 8/9 zurück, das zur Eröffnung 1891 noch „Gasthaus zum Alten Krug“ hieß und erst später in „Zum Storchnest“ umgetauft wurde. Der Grund: Auf dem Dach nistete alljährlich Familie Adebar. Der Besitzer des Gasthauses baute es in den Folgejahren aus, bis 1914 entstanden ein Schankgewölbe, eine Musik- und eine Stehbierhalle. Nicht nur als Kneipe und Tanzlokal diente die Gaststätte – ab 1930 fanden dort regelmäßig politische Versammlungen mit Hunderten Besuchern statt. KPD-, aber auch NSDAP-Mitglieder trafen sich im Storchennest.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Lokal zum Lagerraum für Flugzeugteile umfunktioniert, später von Bomben getroffen und zerstört. Zu DDR-Zeiten standen auf dem Grundstück eine Klubgaststätte und eine Schule. Nach der Wende wurde das Center gebaut, das sich den Namen „Storchenhof“ gab.

Die Adresse Hauptstraße 50 trägt das ehemalige Rathaus der Landgemeinde Hohenschönhausen. Das Gebäude an der Kreuzung zur Konrad-Wolf-Straße wurde 1909 errichtet. Im Erdgeschoss lagen früher die Büros des Gemeindevorstands, der Sitzungssaal und die Polizeiwache, in den Etagen darüber gab und gibt es auch heute noch Wohnungen.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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