Ein Stück vom alten „Zenner“
Warum die Treptower das an der Einmündung des Heidekampgrabens in die Spree befindliche Bauwerk vor knapp 100 Jahren als Körner-Villa bezeichneten, ist mit heutigem Blick kaum zu verstehen. Derzeit gleicht der Bau neben dem Gasthaus „Zenner“ eher einer Ruine.
Dabei stammt der 1903 errichtete Bau von keinem Geringeren als dem bekannten Berliner Stadtbaurat Ludwig Hoffmann (1852-1932). Hoffmann hat auch wesentlich bedeutendere Bauten errichtet, darunter das Reichsgericht – heute Bundesverwaltungsgericht – in Leipzig (1895), das Volksbad in der Oderberger Straße (1902), das Rudolf-Virchow-Krankenhaus (1906), das Märkische Museum (1907) und der Märchenbrunnen im Friedrichshain (1913).
Der Bau am Spreeufer war als Trink- und Unterkunftshalle für das nahe Gasthaus „Zenner“ gedacht. Neben einer tonnenförmigen Halle, in der die Getränke bei schlechtem Wetter verzehrt wurden, entstand ein Fachwerkbau mit Getränkeausschank und Toiletten. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Haus mehrfach umgebaut, unter anderem um 1922 durch den damaligen Pächter Gustav Körner. Daher stammt auch die volkstümliche, inzwischen fast vergessene Bezeichnung. Zu DDR-Zeiten befanden sich im Gebäude neben Lagerräumen das Büro des HO-Gaststättendirektors. Bis vor einigen Jahren wurden in der Ruine noch Geschirr und Gläser für "Zenner" gelagert.
Derzeit gibt es Bemühungen, die Trinkhalle wie schon das Restaurantgebäude von „Zenner“ unter Denkmalschutz zu stellen. Studenten des Masterstudiengangs Denkmalpflege hatten dafür bereits 2012 vorbereitende Untersuchungen durchgeführt und den Bau- und Erhaltungszustand dokumentiert.
Das eigentliche Gasthaus „Zenner“ war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Es wurde 1954 in Anlehnung an den historischen Bau von 1822 nach Plänen des DDR-Architekten Hermann Henselmann neu errichtet. Derzeit wird eine Informationstafel gefertigt, mit der Spaziergänger demnächst über die Geschichte der Körner-Villa informiert werden sollen.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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