Die Spitze zuerst: Bucher Förderverein für den Wiederaufbau will ein Zeichen setzen
Buch. Eine Kirchturmspitze am Boden: Dieses ungewöhnliche Bild könnte sich den Buchern im nächsten Jahr bieten.
„Wir werden das Pferd vom Schwanz her aufzäumen“, sagt Hermann Kleinau am 3. August, als er und seine Mitstreiter den SPD-Bundestagsabgeordneten Klaus Mindrup und den Staatssekretär im Bundesbauministerium, Gunther Adler, zu Besuch hatten. Kleinau ist Mitglied des „Fördervereins zum denkmalgerechten Wiederaufbau des Turmes der barocken Schlosskirche in Berlin-Buch“ – ein etwas sperriger Name, der aber keine Fragen offenlässt.
Seit 2007 sammelt der Verein Geld für den Turm des evangelischen Gotteshauses an der Straße Alt-Buch 36. Rund 2,4 Millionen Euro werden gebraucht; ein gutes Siebtel, nämlich 350.000 Euro, ist inzwischen zusammengekommen. Vor zwei Jahren wurde eine Baugenehmigung erteilt, doch im kommenden Frühjahr läuft sie ab. Eile tut not.
Der Förderverein hat sich deshalb entschlossen, ein Zeichen zu setzen – im wahrsten Sinne des Wortes: „Wir werden erst einmal die Spitze bauen und sie neben die Kirche stellen“, sagte Kleinau. So soll der Turm von oben nach unten wachsen.
Inzwischen wird der Verein weitere Spenden sammeln. Helfer gibt es viele: Die Zahl der Mitglieder, die die Werbetrommel rühren, ist im Laufe der Jahre von zehn auf rund 200 gestiegen. Bisher haben vor allem Stiftungen größere Summen lockergemacht, aber auch ein Nobelpreisträger und der Fernsehmoderator Günter Jauch. Der Verein hofft nun auf Unterstützung vom Land und Bund.
Die Kirche wurde von 1731 bis 1736 erbaut. Im Zweiten Weltkrieg, am 18. November 1943, fiel eine Brandbombe auf das Gebäude. Der Fachwerkturm stürzte ins Innere und zerstörte viel von der prächtigen barocken Ausstattung. Erst zehn Jahre später konnten – unter einem Notdach – wieder die ersten Gottesdienste gefeiert werden.
Die ursprüngliche Kuppel samt Turmansatz hat die Bombardierung überlebt, aber das ist vom Kircheninnenraum aus nicht zu sehen. „Das, was sich heute als Kuppel präsentiert, ist nur so eine Art abgehängte Decke“, erklärte Rolf Kranke vom Förderverein. Das hat Auswirkungen: Durch die Fenster, die über dem Provisorium liegen, kann natürlich kein Licht in den Sakralbau fallen. Und auch von der einst hervorragenden Akustik ist nicht mehr viel zu spüren, – auch sie soll mithilfe des Turmneubaus wiederbelebt werden. sus
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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