Mitte. Der Energiekonzern Vattenfall hat das Urban Gardening entdeckt, um das Firmenimage aufzupolieren. „Pflanz was!“ heißt die neue Imageoffensive. Auf ungenutztem Firmengelände sollen fünf Nachbarschaftsgärten entstehen. Der erste wurde jetzt in der Neuen Grünstraße 13-14 eingeweiht.
Bisher schauten die Mieter auf eine verwilderte Brache. Jetzt sehen sie auf der 500 Quadratmeter großen Fläche in der Neuen Grünstraße 13-14 Pflanzkisten in einem perfekt inszenierten Gartenidyll: Basilikum in Tonkrügen steht auf einem Tisch, daneben zur Deko alte leere Flaschen. Strohballen vor einer gefüllten Schubkarre, ein nostalgischer Handwagen, ein orange lackiertes Fahrrad, in dessen Gepackträger Buntnessel wächst. Im sogenannten Kindergarten sprießt Grünzeug aus Gummistiefeln; sogar Reisekoffer wurden zu originellen Beeten umfunktioniert und vor dem mit Naturidyll besprühten Bauwagen drapiert.
Themenbereiche für die ganze Familie
Designt hat den neuen Garten das Eventteam von Vattenfall. Eine professionelle Agentur hat die fünf Themenbereiche „Der mobile Garten“, „Willkommen in Berlin“, „Stadt und Land“ „Der Küchengarten“ und „Der Kindergarten“ kreiert. Anwohner sollen die Oase nutzen und können hier zukünftig mitgärtnern. „Nachbarn haben auch schon Bohnenpflanzen, Tomaten oder Basilikum mitgebracht“, sagt Sarah Geiger vom Vattenfall-Eventteam. Mittlerweile kommen schon ein paar Leute, „vor allem Mütter mit Kindern“, freut sich Lutz Lüders. Der Betriebsgärtner kümmert sich seit 34 Jahren um die Grünanlagen der früheren Bewag und jetzt von Vattenfall. Der kommunale Energieversorger war 1999 privatisiert und an den schwedischen Staatskonzern verkauft worden. Jetzt kommt Lüders drei Mal die Woche nach Mitte, um den interessierten Hobbygärtnern aus der Nachbarschaft mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Erntefest im Herbst
Auch die Gäste vom benachbarten Hotel haben die grüne Oase schon entdeckt und machen hier gern mal eine erholsame Pause zwischen den bunten Pflanzkisten. Wenn Lutz Lüders nicht da ist, übernehmen andere Mitarbeiter die Gartenschicht. Allein können die Nachbarn nicht aufs Gelände. Und alles, was gepflanzt wird, bleibt auch im Garten und soll gemeinsam vernascht werden, sagt Ina Vögele von der Vattenfall-Gartencrew. Im Herbst ist ein Erntefest geplant. Auch Kindergeburtstage können hier gefeiert wenn, wenn Anwohner das möchten.
Vattenfall kooperiert bei seiner Grünoffensive mit der GemüseAckerdemie der gemeinnützigen Organisation Ackerdemia, die sich für ökologische Landwirtschaft und gesunde Ernährung einsetzt. Experten der GemüseAckerdemie machen zukünftig Workshops im Vattenfall-Garten. Am 23. Juli (13 bis 14.30 Uhr) geht es um Anbautechnik und Gemüseanbau. Von 11 bis 12 Uhr wollen die Gemüse-Spezialisten Kindern beim Workshop „Gemüse-Tour im Garten“ zeigen, wo die Lebensmittel eigentlich herkommen. Wie Vattenfall-Sprecher Olaf Weidner sagt, ist der erste Mustergarten im einstigen Grenzgebiet erst der Anfang der Gartenpläne. Weitere vier zurzeit nicht benötigte Betriebsflächen in Lichtenberg, Pankow und auf dem Gelände des Heizkraftwerks an der Köpenicker Straße in Mitte sollen Gemeinschaftsgärten werden. Der Vorzeigegarten in der Neuen Grünstraße ist vorerst für drei Jahre vom Konzern für die Anwohner reserviert. Danach wird entschieden, ob weiter gegrubbert werden kann. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.