Im Bezirk werden Pflanzen gesetzt, die sich verspeisen lassen
Zumindest steht das hinter der Idee des "essbaren Bezirks", die jetzt in Friedrichshain-Kreuzberg auch offiziell umgesetzt wird. Konkret wird das vor allem dadurch, dass in Zukunft beim Setzen neuer Pflanzen solchen der Vorzug gegeben wird, die sich auch verspeisen lassen.
Bereits vor zwei Jahren hatte das die Fraktion Bündnis 90/Grüne in der BVV in einem Antrag gefordert. Mehrere Ämter und Fachbereiche machten sich Gedanken zur Umsetzung. Dazu gehörte im vergangenen Jahr auch ein Besuch von Hilmar Schädel, Leiter des Grünflächenamts, in Andernach in Rheinland-Pfalz. Die Stadt gilt als Vorreiter beim Anbau von Essbarem im öffentlichen Raum.
Aufgelistet wurde auch, welche Pflanzen besonders gut in einer Großstadt und unter den klimatischen Bedingungen Berlins gedeihen, beispielsweise Walnuss, Apfel, Quitte oder Birne, aber auch die aus der Balkanregion stammende Kirschpflaume sowie verschiedene Strauchgewächse, etwa Haselnuss, Schlehe, Holunder oder Johannisbeere. Überall werden die Früchte nicht gedeihen. "An einer stark befahrenen Straße macht ein Obstbaum natürlich wenig Sinn", meinte Hilmar Schädel. Sichergestellt werden muss außerdem, dass Äpfel oder Birnen nicht Passanten auf den Kopf fallen. Abgesehen davon bleiben aber noch immer genügend Orte, die sich eignen, auch an Sportplätzen und Gebäuden und nicht zuletzt auf vielen Schulgrundstücken.
Denn gerade Kinder und Jugendliche sollen mit dem Projekt angesprochen werden. Viele wüssten über Lebensmittel nur noch wenig und seien nicht selten der Meinung, sie kommen direkt aus dem Supermarkt, sagt Baustadtrat Hans Panhoff (Bündnis 90/Grüne). Wenn sie das Säen, Pflegen und Ernten selbst übernehmen bekommen sie einen direkten Bezug zu den essbaren Pflanzen und lernen ihren Wert schätzen. Eine Möglichkeit, die der Bezirk auch Erwachsenen einräumt. Auf dem Grundstück Glogauer Straße 13 werden ihnen Flächen für den Anbau zur Verfügung gestellt.
Ganz neu sind solche Gärtner-Gemeinschaften aber inzwischen ohnehin nicht mehr. An mehreren Stellen in Friedrichshain-Kreuzberg werden Parzellen eingerichtet, von den Laskerwiesen bis zu den Obstbäumen im Görlitzer Park.
Wer Essbares im öffentlichen Raum entdeckt, kann sich einfach bedienen. "Wir planen keine Regeln, wer wann wo erntet", sagt Stadtrat Panhoff. Die Erträge sind Allgemeingut.
Trotz ausgeweitetem Anbau bleibt ihr Umfang natürlich eher bescheiden. Entscheidender ist die symbolische Wirkung. Wer an vielen Stellen essbare Pflanzen sieht, wird vielleicht ebenfalls zum Einrichten einer kleinen Plantage animiert.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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