US-Miliardär will seinen Entertainment-Bereich loswerden
Trotz dieser Nachricht gab sich die Berliner Dependance der Anschutz Entertainment Group (AEG) zunächst betont gelassen. Der Entschluss habe keine Auswirkungen für das laufende Geschäft, sagt Sprecher Moritz Hillebrand. Ähnlich klang das auch in einer Presseerklärung der Unternehmenszentrale in Los Angeles. Die Entertainment-Sparte werde nur an einen Käufer abgegeben, "der sich uneingeschränkt zu deren langfristigen Zielen verpflichtet", heißt es dort. Solche langfristigen Ziele gibt es gerade auch am Standort Friedrichshain. Jahrelang passierte dort rund um die Arena eher wenig, was sich in jüngster Zeit geändert hat. Einige Grundstücke wurden inzwischen verkauft oder es laufen Verhandlungen. Seit vergangenem Jahr entsteht an der Ecke Mariane-von-Rantzau-Straße die neue Dienstleistungszentrale von Mercedes-Benz, wo, wie berichtet, am 11. September Richtfest gefeiert wurde.
Im östlichen Bereich steht der Bau eines Hotel- und Bürokomplexes kurz bevor und an der Warschauer Straße wurden Anfang September die Verträge für ein Einkaufszentrum unterzeichnet. Die Arbeiten sollen hier im kommenden Jahr beginnen.
Zu einer Erfolgsgeschichte für Anschutz wurde aber vor allem die O2 World. Seit ihrer Eröffnung im September 2008 kamen rund 5,3 Millionen Besucher zu Veranstaltungen in die bis zu 17 000 Menschen fassende Halle. Mit erwarteten 140 Konzerten und weiteren Events wird in diesem Jahr ein neuer Rekord aufgestellt.
Zur makellosen Bilanz trugen auch die nahezu ständig ausverkauften Heimspiele des deutschen Eishockeymeisters Eisbären Berlin bei. Der Club gehört ebenfalls, ebenso wie der Bundesligakonkurrent Hamburg Freezers zu einer Tochtergesellschaft der Anschutz Entertainment Group. Dass es die Eisbären heute noch gibt, verdanken sie einer Garantieerklärung, mit der sie Philip Anschutz 1999 vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrte. Und erst durch die Finanzspritzen aus Amerika wurden die Erfolge in den vergangenen Jahren möglich.
Trotz dieser anscheinend auch emotionalen Bindung des 72-jährigen Multimilliardärs zu diesem Eishockeyverein und der guten Zahlen, die ihm seine Berliner Stadthalter melden konnten, war dies kein Hindernis für den jetzt geplanten Verkauf. Wahrscheinlich wird umgekehrt ein Schuh daraus. Gerade weil die Geschäfte für die AEG anscheinend gerade auch weltweit sehr gut zu laufen scheinen, kann derzeit ein guter Preis erzielt werden. Und Berlin ist in diesem Imperium gleichzeitig nur einer und längst nicht der wichtigste Standort. Zur Anschutz Entertainment Group gehören Hallen und Sportvereine auf allen Kontinenten. Von Los Angeles über London bis Stockholm.
Auch das Alter von Philip Anschutz hat bei der Verkaufsabsicht wohl eine Rolle gespielt. Dazu kommen nicht bestätigte Meldungen, wonach keines seiner Kinder Interesse habe, in das Unternehmen einzusteigen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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