Verein "obDach?" sucht noch Helfer für Nachtcafé
Die beiden reden von der Notunterkunft, die der Verein "obDach?" seit 1996 im Gemeindehaus in der Samariterstraße 27 betreibt. Jeden Donnerstag ist dort geöffnet. Und das nicht nur während der Kälteperiode von November bis März, sondern das ganze Jahr.Zu "obDach?" gehören zwischen 20 und 30 freiwillige Helfer. Rund zehn von ihnen sind an einem Abend im Einsatz. Zunächst in der Küche und später als Aufsicht während der Nachtruhe. Denn das Programm beginnt mit einem ausgiebigen Abendessen. Vier Gänge gibt es meistens. Es beginnt mit belegten Brötchen, geht weiter zum Eintopf, dann folgt das Hauptgericht, an diesem Tag Spinat mit Rührei und Kartoffelpüree, und zuletzt der Nachtisch. Bei der Zubereitung helfen auch einige Stammkunden mit. Etwa Helmut und Hans. "Alle 14 Tage bekommen wir Lebensmittel von der Berliner Tafel", erklärt Tina (31), die seit sieben Jahren dabei ist. "Den Rest kaufen wir selber ein." Finanziert wird das aus der Spendenkasse. "Das klappt bisher ganz gut. Ohne dass wir groß dazu aufrufen müssen, bekommen wir immer wieder etwas Geld." Mal 200 Euro von einem privaten Gönner, mal einen vierstelligen Betrag bei einer Aktion für das Ehrenamt.
Ein größeres Problem ist, immer wieder genügend Mitstreiter zu finden. "Die meisten von uns sind berufstätig und haben deshalb nicht immer Zeit oder müssen wegen anderer Verpflichtungen ganz aufgeben." Gesucht werden aktuell vor allem Menschen, die während der Nachtstunden vor Ort sind. Mindestens drei Leute sollen diese Schicht gemeinsam machen. "Wir hoffen dass noch mehr Leute Interesse haben, bei uns mitzumachen und sich für dieses Projekt zu engagieren", sagt Tina.
Sie selbst ist bei "obDach?" gelandet, "weil ich neben meinem Soziologiestudium noch etwas praktisches machen wollte.
Unter den Gästen sind die Männer in der Überzahl. Einige zeigen schon durch ihr Auftreten, dass hier eine Art zweites Wohnzimmer für sie ist. Ihnen gegenüber stehen Besucher, die nur sporadisch oder zum ersten Mal hier sind. Manche haben noch eine Wohnung oder leben in Wohnheimen und kommen vor allem wegen des Essens und der Geselligkeit. Andere leben auf der Straße.
Viele sind offen, erzählen ausführlich über ihr Leben. Arbeitslosigkeit, Ärger in der Partnerschaft, Depressionen, Gerichtsverfahren sind einige Stichworte. Andere machen wiederum klar, dass ihnen wenig an einem Kontakt liegt. "Wir sind keine Therapeuten oder Missionare", sagt Tina. Es werde genauso respektiert, wenn jemand das Gespräch sucht, oder einfach in Ruhe gelassen werden möchte. Natürlich gebe es manchmal auch Konflikte. Aber die seien meist sehr schnell in den Griff zu bekommen. "Wir haben alle ein Deeskalationstraining gemacht. Oft genügt es einfach, wenn man beruhigend dazwischen geht."
Mit rund 30 Personen ist der Andrang an diesem Abend überschaubar. Wenn es richtig kalt wird, kommen häufig doppelt so viele. An der Stirnseite des Raums werden die Mahlzeiten ausgegeben. Zwischen den einzelnen Gängen lässt man sich viel Zeit. Die Gäste rede, lesen oder spielen Karten. Ein paar warten auch einfach darauf, dass es mit dem Essen weiter geht. Und kurz nach dem Nachtisch legt sich der erste zum Schlafen nieder. Als Nachtlager diesen Isomatten und Decken, die im Gemeindesaal ausgebreitet werden.
Ist den Besuchern eigentlich klar, was hier für sie geleistet wird? Den meisten schon, meinen die Vereinsmitglieder. Aber es gebe eher wenige, die das auch in Worten ausdrücken. Kathrin (29) gehört zu ihnen. "Das ist schon toll, wie sich die Leute hier einsetzen", lobt sie.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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