Wie bürgerschaftliches Engagement konterkariert wird

Karsten Frank vor dem Portal an der Knorrpromenade. | Foto: Frey
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Friedrichshain. Bei vielen Wünschen und Forderungen von Bürgern geht es häufig um Geld, das ihnen die öffentliche Hand zur Verfügung stellen soll. Meist sind die Mittel dafür aber nicht vorhanden. Genau umgekehrt und deshalb etwas kurios, ist die Geschichte, die sich derzeit an der Knorrpromenade abspielt.

Dort bemüht sich der Verein KiezGestalten seit mehr als einem Jahr darum, das sanierungsbedürftige Portal am Eingang zur Wühlischstraße wiederherzustellen. Die Mitglieder trommelten für ihr Vorhaben, ließen von einem Architekten unentgeltlich Pläne anfertigen und starteten Benefizaktionen. Dafür bekamen sie große Unterstützung aus dem Quartier und darüber hinaus. Mehr als 30 000 Euro sind mittlerweile an Spendenzusagen zusammen gekommen. Insgesamt schätzt KiezGestalten die Kosten für die Sanierung auf 50 000 Euro. Sie soll im kommenden Jahr beginnen.Das wird wahrscheinlich auch passieren, allerdings unter etwas anderen Voraussetzungen, als es sich der Verein vorgestellt hat. Denn inzwischen hat der Bezirk das Vorhaben an sich gezogen und zwar ohne darüber die engagierten Bürger zu informieren, geschweige denn, sich mit ihnen abzustimmen.

"Wir haben nur durch Zufall erfahren, dass dafür 100 000 Euro aus Landesmitteln bereit stehen", erzählt Initiator Karsten Frank. "Auf Nachfragen beim Bezirksamt wurde uns das bestätigt und mitgeteilt, dass die Bauplanungsunterlagen sehr schnell fertiggestellt werden müssen. Damit wurde auch begründet, warum man uns bisher leider nicht davon in Kenntnis setzen konnte."

Dabei ist auch der Geldsegen, wenngleich in dieser Größenordnung nicht erwartet, ebenfalls Karsten Frank zu verdanken. "Ich hatte im vergangenen Frühjahr ein Gespräch mit einem Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes. Der war von unserer Idee sehr angetan und versprach, er werde sich um eine mögliche finanzielle Unterstützung kümmern."

KiezGestalten freute sich darüber natürlich, ging aber eher davon aus, dass damit im Höchstfall ein Zuschuss, etwa zum Ausgleich der Differenz zwischen den schon selbst akquirierten Mitteln und der tatsächlichen Bausumme gemeint war. Umso überraschender dann die Nachricht, dass das Land einen weitaus höheren Betrag zur Verfügung stellt.

Richtig verärgert sind Frank und seine Mitstreiter aber darüber, dass sie deshalb in den weiteren Planungen anscheinend keine Rolle mehr spielen sollen. "Der Bezirk hat inzwischen einen Architektenwettbewerb initiiert, bei dem unser Architekt nicht einmal zu einer Beteiligung aufgefordert wurde." KiezGestalten will außerdem wissen, wofür die 100 000 Euro konkret gebraucht und verwendet werden sollen. "Wir schlagen vor, damit auch die beiden im April 1945 zerstörten Schmucktore am anderen Ende der Knorrpromenade wieder aufzubauen." Des Weiteren könnte dort eine Gedenktafel angebracht werden, die an die 40 Toten dieser Bombennacht erinnert.

Darüber und über das weitere Vorgehen erwartet der Verein möglichst schnell ein Gespräch mit dem Bezirksamt. Derzeit, so fasst Karsten Frank zusammen, "haben wir das Gefühl, als hätten wir unsere Schuldigkeit getan."

Das bestreitet Axel Koller, Leiter der Abteilung Tiefbau und Landschaftsplanung. "Wir kannten natürlich die Initiative, aber wussten nicht, dass sie schon Spenden gesammelt und einen Architekten an der Hand hatte." Von dem Geldsegen aus dem Senat sei auch seine Abteilung positiv überrascht worden, "gleichzeitig wurde uns eine enge Frist gesetzt, um alles in die Wege zu leiten." Dass KiezGestalten nicht unterrichtet wurde, habe im Nachhinein einen falschen Eindruck erweckt, "für den ich mich entschuldigt habe."

Koller macht aber gleichzeitig klar, dass das Projekt jetzt in der Verantwortung der öffentlichen Hand liege. Experten werden nun auch die exakten Kosten ermitteln. "Das können 100 000 Euro sein, aber auch weniger oder mehr." Für die Initiative mag das so aussehen, als sei sie jetzt außen vor. "Aber letztendlich wird doch ihr Anliegen erfüllt, nämlich die Sanierung des Portals." Außerdem, so kündigt er an, werde es im Februar ein Gespräch mit dem Verein geben.

"Uns ging es nicht allein um die Knorrpromenade, sondern um ein Beispiel, was bürgerschaftliches Engagement erreichen kann", meint Karsten Frank. Viele Probleme ließen sich lösen, wenn sich Menschen in Eigenregie darum kümmern. "Wird ihnen diese Möglichkeit aus der Hand genommen, dann sinkt die Bereitschaft, sich für etwas sinnvolles einzusetzen."

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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