Struktur für das Chaos im Kopf
Die Zentrale Anlaufstelle Hospiz (ZAH) will sterbenden Menschen und ihren Angehörigen helfen

Daniela Heemeier in einem Beratungsgespräch. | Foto:  C. Pfister/ZAH
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Das Thema Tod ist für viele Menschen ein Tabu. Wird man irgendwann damit konfrontiert, kann dies dann leicht zu Überforderung führen. Für diesen Fall bietet die Zentrale Anlaufstelle Hospiz (ZAH) kostenlose und unverbindliche Beratung an – manchmal auch einfach ein offenes Ohr.

In Deutschland sterben jährlich rund 925 000 Menschen. Mehr als zwei Drittel von ihnen wünschen sich, zu Hause oder in einer betreuten Umgebung zu sterben – beispielsweise einem Hospiz. Doch mehr als 50 Prozent der Bevölkerung trifft keine Vorsorge für ihr Lebensende, das Thema Tod bleibt oft tabu, bis es nicht mehr zu umgehen ist. Aufgrund vieler Engpässe in der Regelversorgung (Krankenhaus und Pflegeheim) haben deutschlandweit nur etwa 30 000 Menschen die Möglichkeit, in einem Hospiz zu sterben und dort in der letzten Zeit ihres Lebens von ausgebildeten Fachkräften begleitet und versorgt zu werden. Anders als in den meisten Krankenhäusern und Pflegeheimen wird im Hospiz auch besonderer Wert auf die seelischen, sozialen und emotionalen Nöte gelegt. Der Umstand, dass sich die meisten ungern mit dem Lebensende beschäftigen, macht es für viele noch schwerer, für sich selbst oder Angehörige eine palliative, also ummantelnde Betreuung zu finden.

Etwa die Hälfte aller Menschen in Deutschland sterben im Krankenhaus – die meisten ohne besondere Begleitung. "Man merkt deutlich die zunehmend prekäre Lage in der Regelversorgung. Deshalb versuchen wir bei der ZAH, das Hospiz als Gedanken zu vermitteln: nicht nur an einzelne Ratsuchende, sondern auch an Pflegeheime oder Krankenhäuser", sagt Projektleiterin Daniela Heemeier. Um Menschen besser vorzubereiten, gibt es in Friedrichshain diese Zentrale Anlaufstelle für Berlin. Sie ist jedoch nicht für die Platzvermittlung in Hospizen zuständig, sondern mehr ein Überleitungsmanagement, das den Umgang mit einer solchen Situation kennt und lehrt. Die ZAH ist seit 25 Jahren die Berliner Spezialberatungsstelle für die Themen Sterben, Tod und Trauer. Sie bietet Bürgern und Institutionen kostenlose Beratungsleistungen persönlich, per Telefon, in Vorträgen oder Broschüren und ist Teil des Berliner Hospiz- und Palliativnetzes. Seit sie 1997 als Modellprojekt entstand, wurden insgesamt etwa 21 000 Beratungen abgehalten.

Ein solches Gespräch kann ganz unterschiedlich aussehen. Oftmals kämen Menschen mit einer Flut von Fragen und Sorgen, viele seien überfordert mit ihrer Situation, meint Daniela Heemeier. "Wir versuchen hier, das Chaos im Kopf der Menschen zu strukturieren. Es sind nicht selten tragische Geschichten, die uns täglich begegnen." Darauf muss man vorbereitet sein. Die Mitarbeiter der ZAH, einige von ihnen ehrenamtlich, durchlaufen eine Schulung, um die für diesen Job wichtigen, kommunikativen Fähigkeiten zu erlernen. Gefördert wird die ZAH vom Land Berlin und Spenden.

Am Sonntag, 11. September, feiert die ZAH in der Richard-Sorge-Straße 20 ihr 25. Jubiläum. Neben Informationen soll es ab 14 Uhr auch Tanz, Musik, einen Berlinale-Beitrag und Angebote für Kinder geben. Der Eintritt ist frei.

Mehr Informationen auf hospiz-aktuell.de. Zu erreichen ist die ZAH für Beratungsgespräche und Termine montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr unter ¿40 71 11 13.

Autor:

Finn Ruetz aus Rummelsburg

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