"Es bröselt alles ein bisschen"
Stephanuskirche braucht eine Sanierung

Andreas Hoffmann und die Kirchengemeinde wollen für die Stephanuskirche keine Insellösung.  | Foto: Ulrike Kiefert
2Bilder
  • Andreas Hoffmann und die Kirchengemeinde wollen für die Stephanuskirche keine Insellösung.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Der rote Backsteinbau wirkt wie eine „Burg Gottes“. Mächtig, wuchtig, unzerstörbar. Doch der äußere Eindruck täuscht. Die Stephanuskirche im Soldiner Kiez ist sanierungsbedürftig. Die Kirchengemeinde arbeitet an einem Konzept.

Die Stephanuskirche hatte Glück. Sie und ihr fast 80 Meter hoher Turm überstanden den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet. Was Pfarrer Andreas Hoffmann natürlich freut. Und dennoch: „Das ist Fluch und Segen zugleich.“ Denn außer neuem Fensterglas bekam die Kirche nichts saniert. Die zerstörten Gotteshäuser hatten nach Kriegsende Vorrang in Berlin. Weshalb die mächtige Gründerzeitkirche im Soldiner Kiez seit ihrer Einweihung 1904 nie generalüberholt wurde. Bis heute nicht. „Nur der baufällige Turm wurde erneuert“, sagt Hoffmann. Aus Gründen der Flugsicherung und damit keinem ein Ziegel auf den Kopf fällt.

Doch inzwischen sind die Verfallspuren sichtbar. Lockere Ziegel, undichte Fugen, der Charme morbide. „Es bröselt alles ein bisschen, regnet aber noch nicht durch.“ Weil damals solide gebaut wurde, wäre eine Kirchensanierung auch nicht exorbitant teuer. Rund elf Millionen Euro sind es unterm Strich aber immer noch, sagt Pfarrer Hoffmann. Der Bund würde die Hälfte, also etwa 5,5 Millionen Euro übernehmen, denn die Stephanuskirche ist ins Gründerzeit-Sonderprogramm des Bundes aufgenommen worden. Doch die Fördermittel liegen jetzt rum, sagt Hoffmann, weil das Land Berlin kein Geld für die Kofinanzierung hat. Die Denkmalpflege würde sich zwar finanziell beteiligen, das allein reicht aber nicht. Hinzu kommt, dass sich die Kirche ein Nutzungskonzept überlegen muss. Die immer noch geweihte Kirche als reines Denkmal zu erhalten, hat das Land Berlin abgelehnt. Die Kirchengemeinde wiederum nutzt das evangelische Gotteshaus seit der Zusammenlegung zur neuen Kirchengemeinde an der Panke 2007 mit ihren insgesamt drei Standorten kaum noch. Im Winter wird der neugotische Backsteinbau nicht beheizt, weswegen Gottesdienste und Konzerte nur in den Sommermonaten stattfinden.

Stärker in den Kiez "wirken"

Wie aber lässt sich die Kirche, benannt nach dem Armenretter Stephanus, wiederbeleben? Die Idee sei, erzählt Andreas Hoffmann, die Kirche nicht nur zu einem kirchlichen Treffpunkt im Kiez zu machen. Will heißen, sie soll sich mehr öffnen und wieder stärker in den Kiez „wirken“. Das biete sich mit dem Vorplatz, den Museen, Cafés und Kinos in der Nachbarschaft förmlich an. An so einem Konzept wird auch bereits gearbeitet, federführend ist momentan noch die Kirchengemeinde. „Wir überlegen aber, ob wir eine Firma damit beauftragen.“ Auf jeden Fall wolle man keine Insellösung, sondern etwas für die Menschen im Kiez, interkulturell und interreligiös. Dafür brauche es Ideen und engagierte Leute.

Die Kirche an der Prinzenallee dauerhaft zu schließen, wäre auch deshalb schade, weil sie im Soldiner Kiez ein echtes Wahrzeichen ist. Sehenswert sind zum Beispiel ihre hohen gotischen Backsteinbögen und der steile, kupferbedeckte Turm mit seinen mächtigen Strebepfeilern. Obenauf sitzt ein drei Meter hohes vergoldetes Kreuz. Auch die drei Glocken wurden im Krieg nicht eingeschmolzen, da sie aus Stahl sind. Drinnen im Kirchensaal steht noch die originalgetreue Orgel der schlesischen Orgelbauer Schlag und Söhne und von der Decke hängt ein imposanter Kronleuchter, vermutlich der größte noch erhaltene Rundleuchter Deutschlands. Anschauen kann man sich die Stephanuskirche jeden Freitag von 16 bis 18 Uhr. Außerdem lädt die Kirchengemeinde jeden ersten Freitag im Monat zur “Orgel mit Biss“ ein. Nach dem Orgelkonzert gibt es für alle Besucher ein gemeinsames Essen an Tafeln.

Infos zur Kirchengemeinde und zur Sanierung gibt es unter www.kirche-an-der-panke.de.

Andreas Hoffmann und die Kirchengemeinde wollen für die Stephanuskirche keine Insellösung.  | Foto: Ulrike Kiefert
Die imposante Kirche ist das Wahrzeichen im  Soldiner Kiez. | Foto: Ulrike Kiefert
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 149× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 132× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 202× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 588× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.