Im einstigen Todesstreifen hinter der Kapelle der Versöhnung entsteht ein Kirchgarten
Mitte. Nach dem Roggenfeld rund um die Kapelle der Versöhnung, das Symbol für Wachsen und Gedeihen im einstigen Grenzstreifen ist, wird nun ein weiterer Teil der früheren Todeszone fruchtbar gemacht.
Noch ist die Fläche hinter der Versöhnungskapelle inmitten der Mauergedenkstätte Brachland, das zum Elisabeth-Friedhof gehört. Der evangelische Friedhofsverband Berlin Stadtmitte als Grundstückseigentümer hatte das einstige Niemandsland bisher als Lagerfläche genutzt. Demnächst sollen auf dem 1000 Quadratmeter großen Areal Tomaten oder Erdbeeren wachsen und Blumen gedeihen, die den Altar der beteiligten Kirchen schmücken können. In einem gemeinsamen Projekt wollen die benachbarten Kirchengemeinden Am Weinberg und Versöhnung aus dem Niemandsland einen Gemeinschaftsgarten für interessierte Mitglieder aus Wedding und Mitte machen. Jeder Hobbygärtner ist an der Bernauer Straße willkommen – egal, ob kirchlich oder nicht – „dem Todesstreifen wieder Leben abzuringen“, wie Bernd Schumann sagt. Der gelernte Obstbauer ist sozusagen der Chefgärtner des Kirchenprojekts. „Zuerst wollen wir 100 Quadratmeter Boden aufbrechen, der hier sehr fest ist“, so Schumann. Der neue Kirchgarten wird derzeit „Garten der Versöhnung“ oder Projektgarten „Niemandsland“ genannt. „Vielleicht haben die Nutzer noch andere Vorschläge“, sagt Bernd Schumann von der Gemeinde Am Weinberg, der beruflich als Sozialpädagoge arbeitet.
Das Areal soll auf jeden Fall ein Ort der Begegnung sein, wo sich Nachbarn treffen, gemeinsam arbeiten und feiern und so kennenlernen. Muslimische Familien grubbern mit christlichen zusammen, so die verbindende Idee an der Nahtstelle zwischen Gesundbrunnen und Mitte. Gäste der beiden am Projekt beteiligten Kirchengemeinden sollen den Gemeindegarten als „Rückzugsraum für Gespräche und Begegnungen“ nutzen. Auch kleine Gemeindefeste sind geplant. „Der Garten soll aber über die Gemeinde hinaus wirken“, sagt Bernd Schumann. Jeder, der mitmachen will, sei willkommen. Beim ersten Arbeitseinsatz am 1. Oktober wurden die ersten Parzellen umgegraben. Ein Imker hat bereits Bienenstöcke im früheren Todesstreifen aufgestellt. DJ
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