Wasserbetriebe sanieren Kanäle ohne Buddelei

Gesundbrunnen. Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) setzen immer mehr auf Hightech bei der Sanierung von kaputten Kanäle. Mit sogenannten Inlinern werden die Rohre ausgekleidet, ohne die Straße aufzugraben.

An der Kreuzung Osloer Straße/Prinzenstraße ist seit Wochen Megastaustress, weil die Wasserbetriebe eine neue Kanalisation bauen. Um die Rohre zu verlegen, muss die Straße aufgegraben werden. In der Prinzenallee geht das nur so, weil die BWB Abwasserrohre mit größerem Durchmesser verlegen, damit sie bei Starkregen mehr Wasser aufnehmen.

Doch wenn möglich setzen die Kanalbauer auf eine nervenschonendere Variante bei der Kanalsanierung. Undichte Steinrohre sollen zukünftig immer häufiger mit sogenannten Inlinern saniert werden. In der Stralsunder Straße im Brunnenviertel haben die Wasserbetriebe gerade einen Mischwasserkanal mit diesem minimalinvasiven Eingriff, wie Chirurgen solche schonenden Verfahren nennen würden, fit gemacht. Inliner sind Glasfaserschläuche mit Polysterharz, die mit einer Seilwinde von Einstiegsschacht zu Einstiegsschacht gezogen werden. Die Bautrupps brauchen für die Operation nur die Gullydeckel zu öffnen. "In einem Tag ist ein bis zu 90 Meter langer Abschnitt fertig", erklärt Bernhard Czikkus, Chef des BWB-Sanierungsbauhofs. Die Kunststoffschläuche werden im Rohr mit Druckluft aufgeblasen, so dass sie sich an das alte Rohr legen. Der Durchmesser der alten Rohre bleibt so fast der gleiche. Der Abwasserkanal in der Stralsunder Straße ist saniert mit 39 Zentimetern Durchmesser nur einen Zentimeter kleiner als das Altrohr. Wenn die Gummihülle in Position gebracht ist, durchfährt ein sogenannter Lampenzug den Schlauch. Das ist ein Seil mit acht UV-Strahlern mit je 400 Watt, die langsam durchgezogen werden, um mit dem UV-Licht das Harz auszuhärten. Fast alle Arbeiten erledigen die Techniker im Spezialfahrzeug. In dem Hightechwagen steuern sie die Lampen, den Druck und das Tempo per Touchscreen und Monitoren. Zum Schluss fräsen Roboter noch passgenau die Löcher zu den jeweiligen Hausanschlussrohren in die Kunststoffschicht.

Langfristig wollen die Wasserbetriebe 60 Prozent aller Rohrsanierungen mit UV-Linern machen, wie Sanierungsplaner Kay Joswig sagt. Seit 2008 setzen die Wasserbetriebe schon Inliner ein und haben bisher rund 60 Kilometer Abwasserkanäle mit dieser Methode saniert. Das Verfahren, das gerade in der von Baustellen geplagten Innenstadt die Anwohner entlastet, kostet auch nur ein Drittel im Vergleich zur wochenlangen Buddelei beim Rohreverlegen. Wie BWB-Sprecher Stephan Natz sagt, werden zukünftig vor allem die Innenstadtkanäle saniert.

In den letzten 20 Jahren lag der Schwerpunkt im Kanalneubau, um die Siedlungen am Stadtrand an das Abwassersystem anzuschließen. Insgesamt sanieren die Wasserbetriebe bis 2019 rund 390 Kilometer Abwasserkanäle und investieren dafür 567 Millionen Euro.

Dirk Jericho / DJ
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 787× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 791× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 482× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 960× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.869× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.