Ein Teil deutscher Geschichte
Zerstörte Bücherbox vom Gleis 17 kommt ins Museum

Die Bücherbox am Bahnhofsvorplatz Grunewald wurde bei einem antisemitischen Brandanschlag komplett zerstört. Jetzt soll sie als Zeichen für ein den Holocaust leugnendes Geschichtsbild in das Haus der Geschichte in Bonn aufgenommen werden.  | Foto:  K. Rabe
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  • Die Bücherbox am Bahnhofsvorplatz Grunewald wurde bei einem antisemitischen Brandanschlag komplett zerstört. Jetzt soll sie als Zeichen für ein den Holocaust leugnendes Geschichtsbild in das Haus der Geschichte in Bonn aufgenommen werden.
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Nachdem die Bücherbox vom Bahnhofsvorplatz Grunewald nahe des Gedenkortes Gleis 17 bei einem antisemitischen Brandanschlag im August vollständig zerstört wurde, gibt es nun wieder Hoffnung. Die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland will sie dauerhaft in ihre Sammlung übernehmen. Auch eine neue Box ist geplant.

Als authentisches Objekt vereine die Bücherbox gleich zwei relevante Themen, heißt es in einer Mitteilung der Stiftung. Zum einen stehe sie für bürgerschaftliches Engagement, das im öffentlichen Raum eine aktive und kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Nationalsozialismus und Antisemitismus befördere. „Ihre mutwillige Zerstörung durch einen Brandanschlag mit Bekennerschreiben verdeutlicht zum anderen sowohl aktuelle rechtsextreme Gewalttaten als auch das Fortbestehen und die Folgen antisemitischer Überzeugungen innerhalb der Gesellschaft“, begründet das Bonner Museum sein Vorhaben. Derzeit sei geplant, die Bücherbox als „konkretes gerettetes Objekt antisemitischer Anschläge sowie als Zeichen für ein den Holocaust leugnendes Geschichtsbild“ in der kommenden Wechselausstellung über die Deutschen und den Nationalsozialismus nach 1945 zu zeigen.

In der zu einer Bücherbox umgebauten Telefonzelle legte ein 63-jähriger Mann Mitte August ein Feuer. Anwohner und Freunde der Einrichtung waren fassungslos. Für sie war sie nicht nur eine Straßenbibliothek, wo jeder Bücher tauschen konnte. Sie war auch so etwas wie ein Gedenktort, denn viele der zirka 300 verbrannten Bücher hatten inhaltliche Bezüge zum Mahnmal Gleis 17 und erinnerten an die Deportation von tausenden jüdischen Mitbürgern in Konzentrations- und Arbeitslager, die von dort ausgingen. Die Box war ein politischer Bildungsort und wurde auch von Schulen genutzt.

Doch es ist eine neue Bücherbox geplant, die genauso wie ihre Vorgängerin gestaltet und mit hebräischen Schriftzügen versehen werden soll. Die Finanzierung soll durch Spenden gesichert werden. Es würden zirka 10 000 Euro benötigt, schätzt Konrad Kutt. Er gilt als Initiator des Projektes „Bücherboxx“, bei dem in vielen Berliner Kiezen ausgediente Telefonzellen zu Büchertauschzentralen umgestaltet wurden. Die Spendenbereitschaft ist groß. Zuletzt versteigerte das Auktionshaus Bassenge die Reste des Buches „Willkommen in der Wirklichkeit. Wie Deutschland den Abstieg vermeiden kann“ von Nikolaus Piper. Das Buch wurde bei dem Brand beschädigt und in einen Metall-Glas-Rahmen montiert. Den Zuschlag erhielt das Gebot von 300 Euro. Der Erlös kommt der Einrichtung einer neuen Bücherbox zugute. Auch das Bezirksamt will eine neue Bücherbox finanziell unterstützen.

Weitere Spenden unterstützen den Neuanfang und können auf das Konto der Europäischen Akademie Berlin, IBAN DE90 1009 0000 2112 1610 00, Stichwort BücherboXX, überwiesen werden.

Die Bücherbox am Bahnhofsvorplatz Grunewald wurde bei einem antisemitischen Brandanschlag komplett zerstört. Jetzt soll sie als Zeichen für ein den Holocaust leugnendes Geschichtsbild in das Haus der Geschichte in Bonn aufgenommen werden.  | Foto:  K. Rabe
Die Bücherbox wird als gerettetes Objekt antisemitischer Anschläge Bestandteil einer Wechselausstellung über die Deutschen und den Nationalsozialismus nach 1945 werden.  | Foto: K. Rabe
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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