Kaum Chancen für Gewerbemieter
Düstere Aussichten
Kein Räumungsaufschub, keine Ersatzstandorte: Für die Gewerbemieter an der Rhenaniastraße sieht es düster aus. Trotz lauten Hilferufen, Rundem Tisch und BVV-Beschluss.
Wenig Hoffnung aufs Bleiberecht. So lässt sich derzeit die Lage der Gewerbetreibenden auf einen Nenner bringen. Wenn sich das Blatt nicht doch noch wendet, der Wohnungsbau also zu ihren Gunsten reduziert wird, müssen die Betriebe bis zum Jahresende runter vom Gewerbehof an der Rhenaniastraße 35. Dort sollen 900 Wohnungen für das neue Stadtquartier „Waterkant“ am östlichen Havelufer in der Wasserstadt gebaut werden.
Einen Räumungsaufschub, wie ihn die Bezirksverordneten auf ihrer März-Sitzung gefordert hatten, wird es nicht geben. „Die Kündigungen bleiben bestehen, die Bebauungspläne sind zu weit fortgeschritten“, fasste Wirtschaftsstadtrat Gerhard Hanke (CDU) letztens im Wirtschaftsausschuss ein Antwortschreiben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zusammen. Adäquate Ersatzflächen gibt es laut Stadtrat in Spandau nicht. „Wir haben bereits intensiv gesucht.“
Ähnlich ernüchternd endete auch der erste Runde Tisch, den der Abgeordnete Daniel Buchholz und der Bundestagsabgeordnete Swen Schulz (beide SPD) im April organisiert hatten. In der Runde saßen etwa 20 Gewerbetreibende, Mitarbeiter aus den Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und Wirtschaft, Patrick Sellerie als Leiter der Wirtschaftsförderung Spandau sowie zwei Vertreter der Gewobag, die das Grundstück vom Land Berlin übertragen bekommen hatte und es nun in seinem Auftrag wohnbebaut.
Die Gewerbetreibenden
suchen nun nach Ausweichflächen
In drei Jahren soll es damit losgehen. Da das Areal vorher aber noch von Altlasten befreit werden muss, sind die Verträge mit den Gewerbemietern laut Gewobag über 2019 hinaus nicht verlängerbar. „Auch unser Vorschlag, die Betriebe am Rand des neuen Wohngebiets zu halten, ist offenbar nicht realisierbar“, berichtet Daniel Buchholz vom Runden Tisch. Auch während der Altlastensanierung nicht. „Alle müssen runter.“ Dass es laut bezirklicher Wirtschaftsförderung keine alternativen Flächen in Spandau gibt, sei bei den Gewerbetreibenden am Runden Tisch auf Unmut gestoßen, so Buchholz weiter. Beispiel Insel Gartenfeld. Dort soll mit dem Wohnungsbau ein Drittel der Fläche dem Gewerbe vorbehalten bleiben. Wollen die Gewerbetreibenden aus der Rhenaniastraße dorthin, müssten sie auf dem Areal allerdings wohl mehrmals umziehen, bis alles dort neu geordnet ist. „Das ist vor allem für die Tischlereien mit ihren schweren Maschinen ein zu großer Aufwand“, sagt Buchholz. Er selbst – und nicht die Wirtschaftsförderung des Bezirks – habe zwei Gewerbetreibende an einen privaten Pächter vermittelt, der eine große Halle auf einer städtischen Liegenschaft im Norden Spandaus aufgeben will. Die hätten sich das auch angeschaut, berichtet der Abgeordnete. „Nur leider ist diese Halle viel zu groß.“ Drei kleinere Gewerbemieter haben inzwischen selbst etwas gefunden und sind aus der Rhenaniastraße ausgezogen. Die anderen aber suchen immer noch, darunter Walter Lang, der Gartenmöbel verkauft, und Tischlermeister Thorsten Schwemmler mit seinem „stephan möbel Design & Handwerk“. Bald soll es einen zweiten Runden Tisch geben. „Wir sind auf allen Ebenen dran“, sagt Daniel Buchholz. „Vielleicht ist eine finanzielle Umzugshilfe möglich.“ Außerdem hätten die beiden Senatsverwaltungen am Runden Tisch zugesagt, nach Alternativgrundstücken zu suchen. Bei der BIM oder der BImA zum Beispiel. Die Zeit drängt.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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