Ausstellung zum Kriegsende
„...einfach verheerend sieht unser Spandau aus“

Das original Spandauer Straßenschild in der Version von 1945. Es befand sich einst an der Heerstraße.  | Foto: Thomas Frey
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  • Das original Spandauer Straßenschild in der Version von 1945. Es befand sich einst an der Heerstraße.
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Zum Einstieg gibt es Tonaufnahmen vom Bombenhagel. Sie kommen von einer Schallplatte. Das besondere und so bisher nicht bekannte Tondokument fand sich im Nachlass einer ehemaligen Mitarbeiterin des Berliner Rundfunks. Es setzt das Signal, worum es in der Ausstellung im Militärhistorischen Museum geht.

Um die letzten Monate des Kriegsendes 1944/45 mit dem besonderen Fokus auf Spandau. Zeugnisse davon sind bis Januar 2021 in einer Ausstellung im Militärhistorischen Museum auf dem ehemaligen Flugplatz Gatow zu sehen. Konzipiert wurde die Schau in Zusammenarbeit mit der Heimatkundlichen Vereinigung Spandau. Deren Vorsitzender Karl-Heinz Bannasch kann dann auch eine Menge über die Dokumente und Exponate erzählen. Und nicht nur bei der Schallplatte verweist er auf den Unikatcharakter. Gleiches gelte zum Beispiel für den Stadtplan von Berlin aus dem Besitz der sowjetischen Armee. Die Karte zeigt akkurat das Stadtbild, versehen mit Angaben in russischer Sprache. Vielleicht handle es sich hier um jenes Exemplar, das in manchen Filmen über jene Tage zu sehen sei, warf Bannasch in den Raum. Wo sich Offiziere der Roten Armee häufig über einen Berlin-Plan beugten.

Zwangsarbeiter starben
bei Bombenangriffen

Diese Besonderheiten sollen aber vor allem zum eigentlichen Thema führen: der Situation in Spandau in den letzten Kriegsmonaten. Ausgehend vor allem von dem schweren Bombenangriff, der den Bezirk am 6. Oktober 1944 traf. Einige der damaligen Toten sind entlang der Wände im Ausstellungsraum verzeichnet. Als Symbol in mehrfacher Hinsicht. Sie sind Opfer der Ereignisse geworden, die hier beschrieben werden. Und es handelte sich bei ihnen um Menschen vieler Nationalitäten. Deutsche, ebenso wie Briten, Russen, Polen, Italiener oder Niederländer. Denn bei diesem Angriff sind auch Internierte oder Zwangsarbeiter umgekommen. Verzeichnet übrigens im Spandauer Sterberegister, wie Karl-Heinz Bannasch bemerkt.

Breiten Raum nehmen außerdem Fotos von zerstörten Gebäuden ein – in der Altstadt, die Havelbrücke, mehrfach und großflächig das Rathaus. Sie korrespondieren mit Zeitzeugenberichten. Niederschriften, die direkt unter dem Eindruck der Ereignisse entstanden sind. Auch solchen, auf die der Titel hinweist: „...einfach verheerend sieht unser Spandau aus“. Unter welchen Bedingungen sich das Leben in dieser Zeit gestaltete wird auch aus den Dokumenten eines damaligen Luftwaffenhelfers deutlich. Sein Name: Werner Salomon. Der damals 18-Jährige war gut drei Jahrzehnte später Spandauer Bürgermeister, amtierte von 1979-1992.

Was geschah auf der Zitadelle?

Auch das Kriegsende wird thematisiert. Etwa die Ereignisse rund um die Zitadelle. Gerade darum würden sich viele Legenden ranken, erklärte Kuratorin Doris Müller-Toovey. Es werden weitere Aufzeichnungen präsentiert, die zumindest eine Annäherung bringen, wie es wirklich gewesen ist.

Zu sehen ist das und noch mehr in einem Raum im ehemaligen Flughafentower. Der lokale Blick ergänzt die dort parallel laufende Ausstellung über Blindgänger im Bombenkrieg. Als Museum, das in diesem Bezirk angesiedelt sei, liege es nahe, sich gerade auch mit diesem Ort zu beschäftigen, erklärte der Leiter, Oberstleutnant Ralf-Günther Leonhardt.

Am Flugplatz Gatow 33. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, aber mit Maske.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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