Enkelin bringt Buch von Hugo Schüßler neu heraus
Liselotte Stuth (86) legt ein abgegriffenes Buch auf den Tisch. Es ist eines der letzten erhaltenen Exemplare von "Die praktische Lösung der sozialen Frage", geschrieben 1898 von Hugo Schüßler, ihrem Großvater. "Ein Bekannter hat das Buch bei mir entdeckt, darin gelesen und gemeint, dass das Thema immer noch aktuell wäre und man es ruhig noch einmal auflegen könnte", erzählt Liselotte Stuth.Schüßler schlägt in seinem Werk unter anderem vor, das Einkommen der Ärmeren zu verdoppeln. Damit würde der allgemeine Wohlstand vervielfacht und die Existenzsicherheit des ganzen Volkes erhöht werden. In der Gegenwart, in der Arbeitgeberverbände selbst einen bescheidenen Mindestlohn ablehnen, sicher immer noch aktuelle Worte.
Liselotte Stuth findet, dass ihr Großvater gut über die sozialen Probleme in der Kaiserzeit und über Lösungen nachgedacht hat. "Vieles davon konnte man aber in der Praxis nicht durchführen", meint sie. Trotzdem findet sie, dass der Nachdruck des großväterlichen Werks eine gute Idee ist. Das sieht auch Stefan Förster so, der Vorsitzende des Heimatvereins Köpenick, der den Druck auf den Weg gebracht hat. "Sicher ist vieles davon Utopie oder schlicht nicht umsetzbar. Aber Denkanstöße sind wichtige Impulse für notwendige Veränderungen und diese liefert Schüßlers Buch auch nach über 100 Jahren noch immer", schreibt Förster im Vorwort.
An Hugo Schüßler, dem Köpenick unter anderem eine moderne Kanalisation und das Wasserwerk in den Müggelbergen verdankte, erinnert der Schüßlerplatz in der Altstadt. Sein Grab befindet sich an der Außenmauer zur Adlershofer Straße auf dem Laurentius-Friedhof der Stadtkirchengemeinde.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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