Klaus-Dieter Rühling erhielt das Bundesverdienstkreuz

Klaus-Dieter Rühling im Hauptmann-Klub 103,5 in der Wendenschloßstraße. Hier trifft sich der Behindertenverein zu seinen Beratungen. | Foto: Ralf Drescher
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Köpenick. Klaus-Dieter Rühling (60) sitzt selbst schon sein halbes Leben im Rollstuhl. Trotzdem oder gerade deshalb setzt er sich für die Belange Behinderter ein. Dafür gab es jetzt das Bundesverdienstkreuz.

Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ist der offizielle Name der Auszeichnung, die vom Bundespräsidenten verliehen wurde. Bürgermeister Oliver Igel (SPD) übergab sie Anfang November im Köpenicker Ratssaal an den Vorsitzenden des Behindertenvereins Köpenick.

Das Engagement von Klaus-Dieter Rühling hängt mit seinem schweren Unfall vor fast 30 Jahren zusammen. Rühling, damals Ingenieur im Geräte- und Reglerwerk, wollte das Haus der Schwiegereltern in Spindlersfeld neu streichen - und fiel aus vier Metern Höhe auf eine Betonfläche. "Ich hatte mehrere Brüche, war querschnittsgelähmt und saß fortan im Rollstuhl", erzählt er. Seinen Job konnte er nach einem Dreivierteljahr im Krankenhaus sogar wieder ausüben. Der Kampf um eine rollstuhlgerechte Wohnung erwies sich als komplizierter. Weil er laufend und wohl auch deutlich im Rathaus Köpenick nach Wohnraum fragte, bekam er dort 1985 sogar Hausverbot. Erst eine Beschwerde beim Staatsrat brachte eine geeignete Wohnung im Allende-Viertel.

Nach der Wende begann Rühling, sich auch für andere Behinderte zu engagieren. Bereits 1991 hat er den Behindertenverein Köpenick gegründet, dem er noch heute vorsitzt. Da war seine Frau Gabriele schon ein Jahr Behindertenbeauftragte im Bezirk Köpenick - eine Fachfrau an seiner Seite.

"Wir haben im neuen Verein versucht, die Politiker für unsere Probleme zu sensibilisieren. Unter anderem haben wir Bürgermeister Klaus Ulbricht in einen Rollstuhl gesetzt und durch die Bahnhofstraße geschoben. Da hat er selbst gesehen, dass wir in viele der dortigen Geschäfte mit Rollstuhl nicht hineinkommen", erzählt Klaus-Dieter Rühling.

Das ist zum Teil noch heute so und leider durch die Bauweise der Häuser kaum zu ändern. In neuen Geschäfte und Einkaufszentren kommen Rollstuhlfahrer fast immer ohne Probleme. Und selbst die Schwimmhalle im Allendeviertel ist nach einem Protest der Rollstuhlfahrer, die dem damaligen Innensenator Ehrhart Körting im September 2010 fast die feierliche Wiedereröffnung verdorben hätten, für Behinderte zugänglich.

Trotz der hohen Auszeichnung vom Bundespräsidenten bleibt Klaus-Dieter Rühling bescheiden. "Vielleicht dient der Orden ja als Eintrittskarte, wenn ich mal wieder für uns Behinderte bei Behörden oder Unternehmen aktiv werden muss", meint er.

Klaus-Dieter Rühling hat zwei erwachsene Kinder und zwei Enkel. Er arbeitet als EDV-Spezialist für einen Verlag und spielt in seiner Freizeit Rollstuhlbasketball und auch Tennis im Rollstuhl.

Ralf Drescher / RD
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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