Michael Schwalbe hat sein Leben zu Papier gebracht
Geboren ist er 1943 im damals deutsch besetzten Lodz, nach Kriegsende musste die deutschstämmige Familie Polen verlassen. "Ich bin dann am Weißen Hirsch, also in einem schönen Teil Dresdens aufgewachsen", erzählt Michael Schwalbe. Zum Studium ging es 1967 nach Berlin an die Fachschule für Werbung und Gestaltung an der Nalepastraße. Dort erlernte er das, was man heute Grafikdesign nennt. Diesen Teil des Lebens beschreibt er in "Der geheime Nachbar". Das gerade erschienene Buch wird vor allem die Berliner interessieren. Es ist schon faszinierend, wenn ein junger Mann im Jahr 1967 aus Sachsen nach Ost-Berlin kommt und nach drei Tagen bereits - am Wohnungsamt vorbei - seine erste eigene Wohnung mietet. Schwalbe lebte damals in Prenzlauer Berg nahe der Bornholmer Straße, damals ganz bestimmt keine angesagte Gegend. Er lernte ihm unbekannte Berliner Gerichte wie "Schlachteplatte" kennen, sah als Mensch aus dem "Tal der Ahnungslosen" erstmals Westfernsehen und fotografierte sogar die Mondlandung vom Bildschirm ab, um die Fotos daheim in Dresden vorzeigen zu können. Nach dem Studium ging ergatterte er einen Job beim Fernsehfunk. Weil es dort aber keine Unterstützung für eine Zuzugsgenehmigung gab, suchte und fand er einen Job in der Werbeabteilung des Elektronikherstellers Robotron.
Und wer ist der titelspendende geheime Nachbar? Natürlich ein Stasimann aus dem Vorderhaus, der buchstäblich keinen Nachbarn kennt. Dafür trifft ihn Michael Schwalbe eines Tages in Windjacke mit Handgelenktasche an der Schönhauser Allee, wo eben dieser Nachbar Honeckers Protokollstrecke als Eckensteher bewacht.
Inzwischen sitzt Michael Schwalbe an einem weiteren Band. "Darin will ich über die Wendezeit berichten", sagt er.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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