Der Musiker und Theologe Olaf Ruhl will jiddische Kultur bekannter machen

Der Sänger und Theologe Olaf Ruhl. | Foto: Wrobel
  • Der Sänger und Theologe Olaf Ruhl.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. Im Weitlingkiez ist Olaf Ruhl bereits bestens bekannt. Durch seine Auftritte versucht er, jüdische Kultur in seinem Viertel populär zu machen.

Seinen Kiez und dessen Bewohner kennt Olaf Ruhl gut. Er wohnt und klebt Plakate in seinem Viertel, um seine Auftritte als Musiker anzukündigen. Der 49-Jährige will die jiddische Tradition und Kultur im Kiez bewusst wachhalten. Seine Bekanntheit nutzt der Musiker und Theologe ganz bewusst. "Es ist ein Dagegenhalten. Ich will mir keine Angst machen lassen", sagt er. Und Mut braucht er, weil in seinem Kiez die rechtsextreme Szene immer wieder Fuß fassen will. Ruhl verlässt sich nicht nur auf die Aktionen des Lichtenberger Bündnisses für Demokratie und Toleranz, dem er selbst angehört. Sein Wunsch ist es, die jüdische Tradition durch Auftritte in Kiezcafés und Begegnungsstätten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. "Mir geht es um die Vermittlung von jüdischer Kultur. Doch ich merke, wie viele Hemmschwellen es noch zu überwinden gibt", erklärt Ruhl. Sein Repertoire an jiddischen Liedern ist groß. Bei seinen Auftritten singt er und erzählt zwischendurch jüdische Anekdoten. Eine akustische Gitarre, ein Akkordeon und die eigene Stimme sind alles, was Olaf Ruhl braucht. Aber warum singt ein evangelischer Theologe auf Jiddisch? Seine Urgroßmutter war Jüdin. Dies kam aber in seiner Familie nie deutlich zur Sprache. Es gab nur Andeutungen. "Daher hatte ich das Gefühl, ein Achteljude zu sein, ohne mir dessen wirklich bewusst zu sein", erzählt Ruhl. Weil ihn zudem biblische Geschichten faszinierten, studierte er evangelische Theologie in Marburg - und übertrug die vom musischen Vater mitgegebene Musikbegabung in seine Glaubenswelt. "Andere haben gebetet, ich habe immer gesungen", sagt er lachend. Sein Interesse an jiddischer Musik wurde während des Studiums durch das Lied "Donna Donna" und dessen Bedeutung geweckt. "Es hat mich berührt, öffnete mir Herz und Geist", erzählt er rückblickend. Er knüpfte Kontakte zu anderen Klesmer-Musikern und entdeckte, dass jiddische Lieder nicht immer von Trauer und dem Holocaust handeln. "Es sind bunte, witzige Lieder, die vielfach fröhliche Geschichten erzählen", weiß Olaf Ruhl. Doch sie unterhalten nicht nur, sondern stehen auch für Verständnis und Toleranz.

Am 9. November ist Olaf Ruhl zusammen mit Tania Alon zu Gast in der Alten Pfarrkirche Lichtenberg am Loeperplatz. Ab 18 Uhr singen sie hebräische und jiddische Lieder.
Karolina Wrobel / KW
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 133× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 916× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 586× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.086× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.976× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.